Modifikation von schulischem Arbeitsverhalten bei lernbehinderten Kindern 149
Die modifizierten Interaktionsregeln wurden den Schülern demonstriert und anschließend von ihnen selbst übernommen.
Durchführung der Behandlung
Zur Überprüfung der Wirksamkeit unseres therapeutischen Vorgehens haben wir einen ABAB-Plan gewählt. In Tabelle 2 sind stichwortartig die Durchführungsbedingungen für den Plan vom Prae-Test bis zur Nachuntersuchung beschrieben.
Nach dem Prae-Test wurden sechs Tage lang die Daten für die Grundrate erhoben. Der Lehrer unterrichtete in dieser Zeit die Kinder genau so wie in den voraufgegangenen Monaten. Am ersten Tag der Therapiephase 1 haben wir den Schülern einen Instruktionsfilm über die Spielregeln dieses Abschnitts gezeigt. Anschließend wurde der Film in der Klasse besprochen. Im Klassengespräch konnten wir durch Kontrollfragen und zusätzliche Erläuterungen sicherstellen, daß alle Kinder die Interaktionsregeln beherrschten. Am achten Tag der ersten Therapiephase wurden die Regeln für das Sozialverhalten eingeführt. Der Lehrer und die Therapeuten gaben über die Einhaltung beider Regelsätze(Arbeits- und Sozialverhalten) fortlaufende Rückmeldung an die Schüler. In der anschließenden Reversalphase wurden die Bedingungen im Unterricht wieder dem Stand vor der Therapie angeglichen. Das Münzsystem zur Bekräftigung regelkonformen Verhaltens war außer Kraft. In der zweiten Therapiephase wurden die Schüler mit dem Selbstkontrollsystem vertraut gemacht. Als Spielregeln waren in dieser Phase neben den Regeln des ersten Therapieabschnitts die Selbstkontrollregeln in Kraft. Die anschließende zweite Reversalphase entsprach in ihren Bedingungen der ersten Reversalphase. Abschließend wurde der Post-Test durchgeführt. Vier Monate nach Abschluß des Therapieprogramms haben wir eine Nachuntersuchung gemacht. Da die Klasse inzwischen aufgeteilt war und die Schüler in zwei andere Klassen übernommen waren, mußte diese Datenerhebung in zwei anders zusammengesetzten Klassen erfolgen.
Die Untersuchung fand in einem normalen Klassenzimmer statt. Durch Umstellen der Schränke konnte dort ein Verstärkerbereich vom Arbeitsbereich abgegrenzt werden. Abbildung 3 veranschaulicht die räumliche Anordnung im Klassenzimmer.
In der Verstärkerecke wurden vor jeder Therapiestunde die Bekräftigungen aufgestellt. Sie waren nach den zu erreichenden Punktzahlen in Kategorien eingeteilt, so daß die Schüler selbständig die für ihre Punktzahl angemessene Bekräftigung auswählen konnten. Als Bekräftigung haben wir Spielzeug und Spiele verwendet. Die Wertigkeit der Verstärker haben wir nach dem Grad ihrer Beliebtheit bei den Schülern festgesetzt. Um Sättigungseffekte gering zu halten, wurden nur solche Spiele und Spielzeuge angeboten, die für die Kinder außerhalb der Therapie nicht verfügbar waren. Zudem waren die Verstärker so zusammengestellt, daß sie— wie z.B. Malstifte, Lese- und Zeichenbücher— als pädagogisch erwünscht betrachtet werden konnten. Anregungen für die Gestaltung der Arbeitsbögen entnahmen wir dem Lehrgang des Pädagogischen Zentrums von Heyer u.a.(1971). Wir