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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Modifikation von schulischem Arbeitsverhalten bei lernbehinderten Kindern 155

anhand von Modellen demonstriert wurden, und programmierten Aufgaben mit einem Münzverstärkersystem gelungen ist, das Arbeitsverhalten von Sonderschülern, ihr Sozialverhalten und ihre Schulleistungen positiv zu be­einflussen. Die Interventionseffekte erwiesen sich als zeitlich stabil. Unsere Studie entspricht insofern den von Wegener(1971) geforderten Effektivi­tätsanalysen von Unterrichtsmethoden bei Minderbegabten.

Die imitationsfördernde Wirkung von Verhaltensmodellen(Bandura 1969) und lernerleichternde Wirkung der Vorstrukturierung(Seidenstücker und Groeben 1971) ist durch die Forschung hinreichend bewiesen. Ihre positive Wirkung im Therapiekontext, der in der Verhaltensmodifikation vor allem als Lernprozeß begriffen wird, ist ebenfalls belegt(Marquardt u.a. 1975). Dem Strukturierungsgrad der Therapievorbereitung entspricht der einfache und gegliederte Aufbau der programmierten Aufgaben. Beide Maßnahmen erweisen sich gerade bei intelligenzschwachen Schülern als besonders wir­kungsvoll.

Die Wirksamkeit von Verhaltensregeln haben Barrish u.a.(1969) mit ihrem ‚good behavior game nachgewiesen. In der Untersuchung wurden elf Regeln für erwünschtes Sozialverhalten eingeführt und mit ‚natürlichen Ver­stärkern wie Orden, Listenplatz oder interessanter Beschäftigung bekräftigt. Innerhofer u.a.(1974) haben nach diesem Konzept aggressives Verhalten von Kindern zugunsten kooperativen Spielens erfolgreich abgebaut.

Die wenigsten Erfahrungen liegen bisher in Fragen der Entwicklung von Selbstkontrolle bei Kindern vor. Die einzige uns bekannte Studie stammt von Glynmn u.a.(1973). Sie konnten mit externer Bekräftigung ausgebildetes positives Arbeitsverhalten durch Selbstkontrollmaßnahmen bei den Schülern zur zeitlichen Generalisation bringen. Die Autoren betonen, daß durch die Selbstkontrollanforderungen die Selbständigkeit der Schüler deutlich gestei­gert wird. Es bleibt aber offen, ob die Selbstkontrollprozeduren ohne vor­herige externe Kontrolle wirkungsvoll eingeführt werden könnten.

In weiterführenden Arbeiten muß die Korrektheit von Selbstbeobachtung, Selbstbeurteilung und Selbstbekräftigung der Schüler noch detaillierter ge­prüft werden. Dazu sind spezielle Beobachtungsverfahren erforderlich, mit denen eine genaue Analyse der Komponenten des Selbstkontrollverhaltens möglich wird. Für die Praxis bleibt aber festzuhalten, daß stichprobenartige Überprüfungen des selbstkontrollierenden Verhaltens der Schüler eine hin­reichende Genauigkeit bewirken.

Die Ergebnisse des Kontrastes zwischen Therapiephase 1A und 1B spre­chen für die Bedeutung jeweils spezieller Kontingenzen für das Arbeits- und Sozialverhalten. Nach unseren Befunden steht nicht zu erwarten, daß die alleinige Förderung selbständigen Arbeitsverhaltens auch zu einem optimalen Sozialverhalten führt. Es erscheint uns deshalb sinnvoll, in weiterführenden Untersuchungen im Anschluß an externe Kontingenzen für das Sozialverhal­ten passende Selbstkontrollmaßnahmen der Schüler auch für diesen Verhal­tenssektor einzuführen.

Als besonders positiv betrachten wir die nachgewiesene zeitliche Genera­lisation der Therapiemaßnahmen. Aufgrund dieses Ergebnisses erscheint es uns besonders wünschenswert, daß in der Unterrichtsgestaltung der Sonder­schule Selbstkontrollanforderungen berücksichtigt werden. Sie würden wie