Zur Gültigkeit der Rosenzweig Picture-Frustration Study 159
Der„Rosenzweig-Test‘ gehört zu den bekanntesten psychodiagnostischen Persönlichkeitstests. Er ist in allen einschlägigen allgemeinen und speziellen Sammelwerken und Testkompendien berücksichtigt und beschrieben worden (z.B. Rabin u. Haworth 1960, Selg 1968, Brickenkamp 1975, Schmidtchen 1975). Seine Anwendung scheint sich dagegen in zunehmend engeren Grenzen zu halten. Die Zahl der ihn betreffenden Erfahrungsberichte ist seit etwa 1965 besonders in seinem Ursprungsland, den Vereinigten Staaten, stark zurückgegangen. Die deutschen Bearbeitungen der Erwachsenen- und der Kinderform des Tests(Hörmann u. Moog 1957, Duhm u. Hansen 1957), die auf der Basis sehr kleiner Eichstichproben und ohne Prüfung von Zuverlässigkeit und Gültigkeit erfolgten, werden immer noch in der ersten Auflage angeboten.
Zur Bekanntheit des Tests hat neben der Plausibilität seines Konzeptes sicher beigetragen, daß ein bisher schwer zugänglicher, aber aktueller Merkmalsbereich erfaßt werden soll(vgl. Selg 1968, S. 30).
Die geringe Verwendung des Tests ist u.a. darauf zurückzuführen, daß nur unzulängliche Anstrengungen zu seiner Validierung unternommen wurden. Die dabei vor allem unter dem Aspekt der Konstruktvalidierung zusammengetragenen Befunde werden als ergänzungsbedürftig(Hiltmann 1964) oder als widersprüchlich angesehen(Schmidtchen 1975, S. 218). Zur Abwertung des Verfahrens hat auch beigetragen, daß der Testautor selbst auf gewisse Mängel aufmerksam machte und sein Verfahren als„Versuch‘‘ und nicht als Test verstanden wissen wollte. Sein häufig gegebener Hinweis, daß das Niveau der Selbstdarstellung des Probanden(Operation Level) nicht aus dem Testergebnis selbst erschlossen werden kann, gilt für alle Persönlichkeitstests, die verbale Reaktionen erheben. Doch ist gerade dieser Hinweis als Bestätigung eines besonderen, testspezifischen Mangels aufgefaßt worden (Bjerstedt 1965, S. 510, Schmidtchen 1975, S. 224). Auf Ablehnung kann der Test auch dadurch stoßen, daß seine Auswertung unökonomisch wird, wenn ein unvollständiges Antwortprotokoll vorliegt.
Der vorliegende Bericht befaßt sich mit der derzeit noch häufiger— z.B. im schulpsychologischen Bereich— verwendeten Kinderform. Der erste Teil versucht einen Überblick zu geben über die bisherigen Befunde hinsichtlich der Gütekriterien und über Fehlerquellen, die als mehr oder weniger testspezifisch angesehen werden können. Im zweiten Teil wird dann von einer Untersuchung berichtet, bei der erstmalig das Testergebnis mit konkretem Verhalten in Beziehung gesetzt wird.
1. Bisherige Erfahrungen mit der Rosenzweig Picture-Frustration Study, Kinderform
1.1. Kurzbeschreibung des Verfahrens
Die Kinderform der Picture-Frustration Study(P-F S) von Rosenzweig, Fleming und Rosenzweig(1948) soll wie die Erwachsenenform(Rosenzweig 1945, 1965) die Disposition zur Bevorzugung bestimmter sozialer Verhal