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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Zur Gültigkeit der Rosenzweig Picture-Frustration Study 163

Gruppe handelte es sich umoffen aggressive Kinder ohne Ängste, bei der anderen umoffen ängstliche Kinder ohne aggressive Durchbrüche. Jede Gruppe wurde für sich mit einer Kontrollgruppe verglichen, die aus 56 ver­haltensangepaßten Schulkindern bestand. Die offen ängstlichen Kinder zeig­ten gegenüber der Kontrollgruppe erhöhte Intropunitivität, vor allem vom Typ der Betonung des Hindernisses. Die Extrapunitivität war allgemein er­niedrigt, insbesondere der Faktor E. Die offen aggressiven Kinder waren gegenüber der Kontrollgruppe dagegen häufiger extrapunitiver, seltener intro­punitiv und impunitiv. Von den Faktoren trug wiederum E am stärksten zum Unterschied bei.

Der letztgenannte Befund läßt sich bereits jenen Untersuchungen zuord­nen, in denen mehr oder weniger explizit versucht wurde zu prüfen, inwie­weit Art und Zahl der extrapunitiven Reaktionen im Test zur Kennzeich­nung des herkömmlich als Aggressivität bezeichneten Merkmals herangezogen werden können. Zur Definition des Kriteriums wurden neben der Fremd­beurteilung, andere Testvariable, das Geschlecht, das Alter und die Delin­quenz der Versuchspersonen herangezogen. Die Ergebnisse entsprachen zum Teil nicht denen von Mucke.

So fand Lipman(1959) bei 17jährigen, geistig Retardierten keine Unter­schiede mit der P-F S zwischen solchen Probanden, die nach dem Urteil der Erzieher auffallend häufig offene Aggressionen zeigten, und solchen, die als weniger aggressiv eingestuft waren. Auch in der Untersuchung von Coleman (1967) zeigten sich keine Beziehungen zwischen Test und der durch Peer­Rating definierten Aggressivität von 10- bis 13jährigen Jungen. Simons (1967b) berichtet sogar eine signifikant entgegen der Erwartung ausgefallene Korrelation zwischen einer der Faktorenkombinationen und dem Lehrer­urteil über Aggressivität bei 10- bis 14jährigen Schülern.

Norman u. Kleinfeld(1958) fanden zwischen 16jährigen delinquent ge­wordenen Jugendlichen und einer Kontrollgruppe bei Verwendung der Erwachsenenform keinerlei Unterschiede. Lindsey u. Goldwyn(1953) muß­ten die Feststellung machen, daß entgegen der Erwartung bei 12- bis 13jäh­rigen Delinquenten die im Test zum Ausdruck gebrachte Extrapunitivität signifikant geringer war als bei einer Kontrollgruppe. Vane(1954) fand mit der Erwachsenenform bei delinquenten weiblichen Jugendlichen gegenüber einer nach Alter und sozioökonomischem Hintergrund parallelisierten Kon­trollgruppe ebenfalls weniger Extrapunitivität bei stärkerer Ausprägung der beiden anderen Aggressionsrichtungen. Diese Beobachtung wurde bei Er­wachsenen mit der entsprechenden Testform häufiger gemacht(vgl. Kaswan, Wasman u. Freedman, 1960).

Ein anderer Befund von Lindsey u. Goldwyn, allerdings mit der Erwach­senenform an Studenten gewonnen, stimmte mit der Aggressivitätshypothese besser überein. Beliebte Studenten zeigten in der P-F S eine stärkere Bevor­zugung intropunitiver Reaktionen. Dieser Befund konnte für die Kinderform von Krieger u. Schwartz(1965) bestätigt werden. Kates(1951) fand bei Kindern, die sich nach dem Ergebnis in einem Satzergänzungstest Gleich­altrigen unterordnen, weniger häufig extrapunitive und häufiger die impuni­tive Aggressionsrichtung als bei Kindern, die Gleichaltrige eher ablehnten.