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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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164 Theodor Ehlers

Spielberg u. Rutkin(1974) erwarteten nach der Frustrations-Aggressions­hypothese einen Anstieg der Extrapunitivität nach Unterbrechung eines in Vierergruppen durchgeführten, kurz vor der Vollendung stehenden Puzzle­spiels bei Achtjährigen. Die Versuchskinder unterschieden sich gegenüber Kontrollkindern deutlich im Sinne der Erwartung.

Am häufigsten ist unter dem Aspekt der Konstruktvalidierung der P-F S als Aggressivitätstest wohl der Frage nach Geschlechterunterschieden nach­gegangen worden. In Analogie zu Ergebnissen konkreter Verhaltensbeobach­tungen, bei denen Jungen im Vergleich zu Mädchen häufiger aggressive Handlungen zeigen(vgl. Maccoby u. Jacklin 1974), wurde erwartet, daß bei Jungen auch in der P-F S die durch den Faktor E definierte extrapunitive Ich-Verteidigung relativ überwiegt. In keinem Falle aber ließ sich diese Hypo­these für die konventionelle Testauswertung bestätigen(Habets 1958, Mucke 1973, Pichot, Freson u. Danjon 1956, Rosenzweig, Fleming u. Rosenzweig 1948, Simons 1967a, Spache 1951, Stoltz u. Smith 1959).

Als weiterer Indikator im Sinne der Konstruktvalidität ist die Altersab­hängigkeit der Aggressionsrichtungen von den Testautoren beschrieben wor­den(Rosenzweig, Fleming u. Rosenzweig 1948). Die Abnahme der Extra­punitivität und die entsprechende Zunahme der beiden anderen Richtungen mit steigendem Lebensalter wurden als Sozialisationseffekt interpretiert. Bei der französischen Eichstichprobe zeigten sich gleichartige Befunde(Pichot, Freson u. Danjon 1956). Bei der deutschen Eichstichprobe trat die Alters­abhängigkeit zahlenmäßig ebenfalls in Erscheinung, für die extrapunitive und die intropunitive Richtung aber weniger stetig. In der Untersuchung von Simons(1967a) ließ sie sich nur für die intropunitive Richtung statistisch absichern. Habets(1958) fand beim Vergleich von 9- und 13jährigen Kindern ebenfalls höhere Intropunitivitätswerte für die älteren Kinder. Gleichzeitig unterschieden sich die älteren von den jüngeren Kindern durch geringere Häufigkeiten des Faktors E und eines der Impunitivitätsfaktoren.

Über den Zusammenhang der P-F S mit anderen Tests ist bisher kaum berichtet worden. Coleman(1967) konnte ebensowenig eine Beziehung zu Rorschachtestvariablen und der TAT-Karte 18 BM finden wie Lipman (1959) zu einer stark frustierenden Spiegelzeichnen-Aufgabe und einem Ängstlichkeitsfragebogen. Substantielle Zusammenhänge beobachteten da­gegen Levitt u. Lyle(1955) mit demProblem-Situations-Test, einem Fragebogen zur Erfassung der Tendenz, punitiv zu reagieren. Die Extrem­gruppe von 24 elfjährigen Kindern mit hohen Punitivitätspunktwerten gaben im Vergleich zu denen mit niedrigen Punktwerten bei der P-F S signifikant häufiger Antworten im Sinne der extrapunitiven Aggression und seltener im Sinne der intropunitiven Aggression. Ebenso zeigte sich häufiger der Reak­tionstyp der Ich-Verteidigung und seltener der der Betonung des Bedürfnisses nach Problemlösung. Levitt u. Lyle fanden gleichzeitig eine Korrelation zwi­schen IQ und Intropunitivität von r= 0,41. Simons(1967b) berichtet von einer geringen aber bedeutsamen Korrelation des IQ mit einem Faktor der Intropunitivität, die Korrelation mit der gesamten Intropunitivität war da­gegen bedeutungslos.