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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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194 Peter Becker und Armin Schmidtke

Teilhypothese H 2.2: Der Zusammenhang zwischen Intelligenz und Lern­verhalten tritt um so deutlicher hervor je schwieriger die Lernaufgabe ist.

Teilhypothese H 2.3: Der Zusammenhang zwischen Intelligenz und Lern­verhalten tritt um so deutlicher hervor je länger der Lernversuch dauert bzw. je größer die Anzahl der Lernversuche ist. Diese Aussage trifft nur unter der Voraussetzung zu, daß dieLerndecke nicht zu niedrig ist.

Grundhypothese H 3: Bei gleicher Intelligenz sind Hirngeschädigte als globale Gruppe betrachtet im Vergleich zu Hirngesunden in ihrer Lern­fähigkeit beeinträchtigt.

b) Spezifische Hypothesen und Fragestellung

Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung sollten die Teilhypothesen H 1.2 sowie die Grundhypothese H3 in spezifizierter Form überprüft wer­den.|

Als Lernmaterial dienten die Items des Raven-Tests. Der Test sollte im eintägigen Abstand insgesamt viermal bearbeitet werden. Es interessierten in erster Linie die Leistungsverbesserungen von Erst- zu Viertmessung, die als Indikator für die(intellektuelle) Lernfähigkeit in dem durch den Raven-Test erfaßten kognitiven Bereich dienen sollten.

Die Progressiven Matrizen von Raven gelten als brauchbares Maß zur Be­stimmung derallgemeinen Intelligenz(vgl. Martin u. Wiechers, 1954; Stacey u. Carleton, 1955; Wewetzer, 1964). In Übereinstimmung mit unserer oben formulierten Intelligenzdefinition gingen wir davon aus, daß die Test­leistung im Raven bei der Erstmessung sieht man von nicht-intellektuellen Leistungsdeterminanten wie Anstrengungsbereitschaft usw. ab eine Funk­tion der Denk-, Lern- und Erinnerungsfähigkeiten des untersuchten Indivi­duums sei. Berücksichtigt man den Inhalt der Raven-Items und die faktoren­analytischen Validitätsstudien, so erfaßt der Raven-Test primär, jedoch nicht ausschließlich, den Aspekt der(induktiven)Denkfähigkeit. Raven(1956, S. 1) bemerkt dazu:Die Skala kann als ein Test der Beobachtungsgabe und des klaren Denkens beschrieben werden. Meyer-Probst(1967) fand Korrela­tionen in der Größenordnung von.75.80 zwischen den Progressiven Matri­zen und Piaget-Denkaufgaben.

Da sich die Progressiven Matrizen vom Aufgabentyp her ähneln und nach Erlernen einer oder mehrerer Lösungsstrategien ein Transfer von einer Auf­gabe auf die andere möglich ist, gehen in das Raven-Testergebnis auch die Lern- und Erinnerungsfähigkeiten ein(vgl. Raven, 1956, S. 8; Budoff, 1967).

Aus dem bisher Gesagten ergibt sich als Folgerung unsere spezifische Hypothese 1, daß intelligentere Kinder, d.h. solche mit höheren Ausgangs­werten im Raven(bei der Ersttestung), größere Leistungsverbesserungen bei der Vierttestung erzielen als Kinder mit niedrigeren Ausgangswerten. Dies folgt aus der Annahme, daß höhere Ausgangswerte u. a. einen Hinweis auf eine größere Lernfähigkeit liefern.

Unsere spezifische Hypothese 2 besagt, daß hirngeschädigte Kinder bei gleichen Ausgangswerten im Raven-Test wie hirngesunde Kinder einen gerin­geren Lernfortschritt bis zur Vierttestung erzielen als hirngesunde Kinder.