212 Fredi Büchel
das Kriterium erreicht, so wird ein neuer Set gefragt, ohne daß die Vp auf
den Wechsel(shift) aufmerksam gemacht wird. Als erster hatte Buss(1953)
diese experimentelle Anordnung benutzt. Angeregt durch Versuche über
Rigidität hat Buss zwei verschiedene Arten von shifts eingeführt:
a) Reversal shift: Darunter versteht er den Wechsel innerhalb einer Dimension; z. B. kann auf der Farbdimension vor dem Wechsel weiß als richtig gegeben werden und nach dem Wechsel schwarz.
b) Nonreversal shift: Damit bezeichnet er den Wechsel von einer Dimension auf eine andere, z. B. vor dem Wechsel Farbe und nach dem Wechsel Form als relevante Dimension.
Zur Frage, welche der beiden shifts besser gelernt werde, ergaben sich scheinbar widersprüchliche Resultate. So fand Buss bei College-Studenten eine relative Erleichterung des Lernens beim Reversal-shift, andere fanden (besonders in Tierexperimenten) das Gegenteil. Da die Resultate von Buss mehrfach wiederholt werden konnten, mußte angenommen werden, daß einfaches Umlernen(reversal shift) für College-Studenten leichter ist als die Bildung eines neuen Begriffs(nonreversal shift). Diese Bevorzugung ist nur durch einen aufgabenimmanenten Faktor der Lernerleichterung zu erklären. Kendler und Vineberg(1954) stellten darum die Hypothese auf, daß menschliche Konzeptbildung nicht mit einem einfachen S-R-Modell erklärt werden könne, vielmehr beruhe diese auf zwei aufeinanderfolgenden S-RAssoziationen, deren mittlere als verbaler Mediator zu verstehen sei. Nachdem Kendler und Kendler(1959) gefunden hatten, daß bei Kindergartenkindern das Verhältnis zwischen reversal- und nonreversal-Bevorzugung etwa 50:50 war, stellten sie die Mediationshypothese in einen entwicklungspsychologischen Zusammenhang und postulierten 1962, daß„somewhere on a hypothetical evolutionary dimension between the rat and college student there should be a point where a transition is made from a single unit to mediational control. An obvious place to locate this point would be in the behavior of young children‘(Kendler und Kendler, 1962, 452). Dieses Übergangsstadium postulierten sie für das Kindergartenalter.
4. Mediation bei Geistigbehinderten
Über die verbale Mediation bei Geistigbehinderten sind seit den Publikationen von Luria und in der Folge O’Connor u. Hermelin(1959) sowie Milgram u. Furth(1963) recht viele Untersuchungen gemacht worden. Borkowski u. Wanschura(1974) nennen in einer Übersicht 11 verschiedene Paradigmata, die in den letzten Jahren verwendet worden waren. Kendler (1972) unterscheidet bereits zwischen einem Produktionsdefizit und einem Kontrolldefizit. Letzteres wird angenommen, wenn zur Verfügung stehende Mediatoren nicht verwendet werden, von einem Produktionsdefizit spricht sie, wenn schon gar keine Mediatoren gebildet werden. Trotz dieser weitgetriebenen Theoriebildung erlauben die bisherigen empirischen Daten noch keine eindeutige Schlüsse, dies besonders nicht im Hinblick auf schwergeistigbehinderte Kinder. Borkowski u. Wanschura(1974) fassen die bisherigen Ergebnisse aus dem Paarassoziationslernen(Three-stage mediation para