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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Das Reversal-Shift-Paradigma bei geistigbehinderten Kindern 213

digms) und den Mediationsversuchen mit Hilfe der natürlichen Sprache (Natural language mediation) dahingehend zusammen, daß wenig zugunsten eines Kontrolldefizits spricht, jedoch vieles für ein mindestens teilweises Produktionsdefizit, besonders bei schwererer Behinderung. In die gleiche Richtung weisen die Resultate aus der Free-Recall-Forschung: Bei entspre­chender Anweisung sind auch Geistigbehinderte zur Clusterbildung mit Hilfe bestimmter Kategorien fähig, jedoch organisieren sie spontan nur sehr wenig (Herriot et al. 1973).

S. Untersuchungsmethode

Zur Prüfung dieses sogenannten Produktionsdefizits haben wir auf das Experiment von Kendler u. Kendler(1959) zurückgegriffen: Die Vpn haben einen 2-dimensionalen Begriff zu lernen. Nach erreichtem Kriterium(9 von 10) erfolgt ein reversal- resp. ein nonreversal shift. Dabei lautet die Null­hypothese(Ho): Die durchschnittlichen Lernleistungen nach einem reversal­shift unterscheiden sich nicht von den Leistungen nach einem nonreversal­shift.

Alternativhypothese(H,): Die durchschnittlichen Lernleistungen nach einem reversal-shift sind höher als nach einem nonreversal-shift.

Alternativhypothese(H,): Die durchschnittlichen Lernleistungen unter­scheiden sich nicht, jedoch ist der Kurvenverlauf verschieden und zwar so, daß beim reversal-shift irgendwo(beim Konzepterwerb) ein plötzlicher An­stieg erfolgt.

\ Stimuluskombination:

Der Versuchsperson werden abwechslungsweise ein großer-schwarzer(+) und ein kleiner-weißer() resp. ein großer-weißer(+) und ein kleiner­schwarzer() Stimulus zugleich dargeboten. Belohnt wird also die Dimen­sion Größe mit groß als positiv. Nachdem diese Reihe gelernt ist, wird ohne Wissen der Vp das Belohnungssystem geändert, entweder in einem reversal shift(Wechsel innerhalb der gleichen Dimension) auf groß-schwarz() und klein-weiß(+) resp. groß-weiß() und klein-schwarz(+) oder in einem non­reversal shift(Wechsel auf eine neue Dimension) auf groß-schwarz(+) und klein-weiß() resp. groß-weiß() und klein-schwarz(+). Im ersteren Fall wird also nach dem Wechsel die Dimension Größe mit klein als positiv be­lohnt, im zweiten Fall belohnen wir nach dem Wechsel die Dimension Hel­

Ä S- wt+ reversal shift W- s+ S+W+ Ss­. S+ w- nonreversal shift W s+

Abb. 1: Umlernschema (Nach einer Abbildung aus Kendler u. Kendler: Vertical and Horizontal Processes in Problem Solving. Psychological Review, 1962, 69, 116.)