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rische Basis dieser Theorie sind Untersuchungen bei Retardierten in den USA, deren IQ nach Kleber(1973, 14) etwa zwischen 30 und 70 liegt. Bei diesen Gruppen wird kein Zusammenhang zwischen(geistiger) Aktivität und Lärmstimulation gefunden(Spradling et al. 1959, 755 ff.). Vielmehr wird angenommen, Retardierte„have a„noisy‘ transmission system resulting from CNS disturbance... and that, in the retardate, the noisy system may produce a subjective disorganisation‘“(Scott 1968, 143).
Zahlreiche deutsche Forschungsarbeiten bestätigen in verschiedenen Leistungsbereichen die„stimulus trace“-Theorie(Kurzmerkschwäche) bei Lernbehinderten(vgl. Kanter 1974, 178). Lärmstimuli sind jedoch bisher nicht untersucht worden. Trotzdem wird das bei Retardierten gefundene Merkmal „psychoneurologische Lernschwäche“(Johnson, Myklebust 1969) auch zur Beschreibung der intelligenteren deutschen Lernbehinderten verwendet. So ist in der Kinderpsychiatrie von Lempp(1971, 100 ff. und 114ff.) Lernbehinderung(Unterbegabung, IQ 70—90) eine Primärstörung der Funktion des Zentralnervensystems. Und in der Heilpädagogik nach Hanselmann (1953, 11—12) wird neben der schwereren und mittleren auch die leichte Geistesschwäche mit„Entwicklungshemmungen des Zentralnervensystems‘“‘ (ebda.) begründet. Es liegt nahe, bei deutschen Kollektiven zu prüfen, ob die Theorie von Ellis auch für Lärmreize gilt und ob unterschiedlich intelligente Gruppen Lernbehinderter bei Reizung des ZNS durch Lärm verschieden hohe geistige Leistungen(neurale Effizienz) zeigen. Die Methode der Reizung des ZNS durch Lärm bei gleichzeitiger Messung physischer und/ oder psychischer Leistungen ist ein verbreitetes Verfahren zur Erforschung der Erregung zentralnervöser Funktionskreise(zusammenfassend Schönpflug 1969).
Erwartungen:
a) Intelligentere Schüler zeigen bei Lärmreizung signifikant höhere unmittelbare Lernleistungen als weniger intelligente, gleichaltrige Kontrollpersonen.
b) Die Faktoren Intelligenz und Lärm beeinflussen wechselseitig die unmittelbare Lernleistung.
c) Lernleistungsunterschiede bei Lärm als Funktion des Intelligenzniveaus treten in verschiedenen Aufgabenbereichen(Tests) auf.
3. Methode
3.1. Schalltechnische Planung
Die Beobachtung von Schulleistungen bei Schülerlärm würde unkontrollierbare Faktoren, Schwankungen in Tonhöhe, Frequenzgang, Lautstärke, Inhalt, subjektiver Ansprechung der Vpn, in die Ergebnisse aufnehmen; diese Lärmart scheidet daher als zu unexakt aus. Überdies sind die eingangs referierten Untersuchungen bei sinnfreien Geräuschen, Tönen vorgenommen worden. Es wird ein weißähnliches Rauschen über Adapter und Tonleitung einem Fernsehapparat elektroakustisch entnommen und im Frequenzbereich