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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Der Einfluß des soziokulturellen Status der Eltern 239

Berufspositionen zu erreichen von dem behinderten Kind eher zu er­

füllen.

4. Die geringeren finanziellen Mittel der Unterschicht gestatten es dieser nicht, sich aus Prestigegründen gegen den Arbeitseinsatz ihres geistigbehin­derten Kindes zu stellen.

5. Das Verständnis für die manuelle Arbeit und die Kenntnis jener Berufe, in denen sich das behinderte Kind bewähren kann, sind bei den Eltern der Oberschicht geringer.

Bei der obigen Aufzählung wurden nur exogene Gesichtspunkte die die Berufsbewährung des Jugendlichen beeinflussen, berücksichtigt, da nur durch diese eine Aussage über den Milieueinfluß zu gewinnen ist.

Daneben können auch endogene Ursachen für eine geringere Berufsbewäh­rung von Jugendlichen aus dem Akademikermilieu bestehen, die sich in einer genetisch bedingten Minderbegabung für praktische Arbeiten sowie einer geringeren psychischen Belastbarkeit konstituieren. Außerdem zeigt sich bei Kindern aus diesem Milieu häufig eine Tendenz zu tiefergreifenden Defekten im Falle einer Hirnschädigung*?). Das bedeutet, daß Kinder aus der sozio­kulturellen Oberschicht im Verhältnis häufiger stärker geschädigt sind als Kinder aus der Unterschicht.

Der Einfluß dieser endogenen Faktoren, die vor allem bei einem quanti­tativen schichtspezifischen Vergleich der Häufigkeitsverteilungen von Schwere­graden der bleibenden Hirnschädigungen auffallen, und die im noch größeren Ausmaß als im Bereich der Debilität im Bereich der Imbezillität eine Rolle spielen?9), mußte aber im Rahmen dieser Arbeit, deren Aufgabe in der Untersuchung des Milieueinflusses liegt, möglichst gering gehalten werden. Deshalb wurde zu jedem Probanden aus dem Akademikermilieu einstati­stischer Zwilling aus dem Facharbeitermilieu gesucht, der in der Intelligenz­leistung, in der Schulleistung und den Begabungsschwerpunkten weshalb die Schulleistung sowohl in einen intellektuellen als auch in einen manuellen Bereich geteilt wurde dem Probanden aus dem Akademikermilieu gleicht. Eine derartige Parallelisierung ist deshalb möglich, weil bedingt durch die quantitativ stärker belegte Schicht der Facharbeiter(24% der Haushaltsvor­stände Wiens gegenüber 7% der Haushaltsvorstände aus der Oberschicht?!) auch eine größere Anzahl von Sonderschülern aus diesem Milieu stammt. Dadurch ist eine Vergleichsbasis gegeben, von der aus der Milieueinfluß iso­liert betrachtet werden kann.

In der nun folgenden Untersuchung soll eine Antwort auf die Frage ge­funden werden: Bewähren sich Kinder der Unterschicht auf Grund der an­gegebenen Faktoren besser im Beruf oder ist Kindern der Oberschicht eine günstigere Prognose zu stellen, da deren Eltern das Problem, ein schwach­begabtes Kind zu haben, leichter rationalisieren können und die intellektuelle Schulung des Kindes bei ihnen in besseren Händen liegt, oder wirkt sich das Milieu beider Schichten in gleicher Weise aus, so daß sein Einfluß keine unterschiedlichen Ergebnisse in der Berufsbewährung zeitigt?

b) Die Auswahlkriterien

Entscheidende Bedeutung für den Aussagewert einer empirischen Unter­suchung haben jene Kriterien, nach denen die Probanden für die Unter­