246 Adolf Joksch
schadens auf die Berufsbewährung sowie des Zeitpunktes, an dem die Schädigung erfolgte, und in den Hauptversuch.
Im ersten Vorversuch wird untersucht, ob die Entstehungsursache des Defektes die spätere Berufsbewährung beeinflußt. Um diesen Einfluß erfassen zu können, wird das soziokulturelle Milieu konstant gehalten. Für die Untersuchung wurden sowohl 40 Paare von männlichen Jugendlichen als auch 40 Paare von weiblichen Jugendlichen, die nach ihrer sozialen Herkunft aus einer Facharbeiterfamilie stammten, gebildet. Da auch die Möglichkeit bestand, daß der Zeitpunkt der Schädigung Einfluß auf die Berufsbewährung haben könnte, wurde im Rahmen des Vorversuchs nur das postnatal geschädigte Kind berücksichtigt. Als Ursachen des frühkindlichen Gehirnschadens sollten die enzephalitische, die traumatische und die toxische Schädigung berücksichtigt werden. Im Laufe der Erhebung stellte sich jedoch heraus, daß sich zu wenig Kinder mit klinisch nachgewiesener toxischer Schädigung finden ließen, die auch dem EQ-Bereich 70—80 angehörten, um eine empirische Untersuchung durchführen zu können. Deshalb mußte auf eine Untersuchung dieser Gruppe verzichtet werden. Da auf Grund empirischer Erhebungen(z.B. Beer>3)) angenommen werden konnte, daß eine nicht intakte Familienstruktur(wie Pflegeeltern, Stiefvater, Stiefmutter, Eltern geschieden usw.) die Leistung negativ beeinflussen könnte, wurden nur Jugendliche aus intakten Familien zur Paaraufstellung herangezogen. Die Variable ist in diesem Fall die Ursache des Defektes, die Konstanten bilden die bereits genannten Auswahlkriterien, untersucht wird die Berufsbewährung an Hand der erwählten Kriterien.
Der zweite Vorversuch beschäftigt sich mit dem Zeitpunkt der Schädigung, und zwar ergibt sich dabei eine Einteilung von drei Gruppen, je nachdem ob die Schädigung pränatal, perinatal oder postnatal erfolgte. Auch hier ergaben sich Schwierigkeiten bei der Erstellung von Paaren, da oft der Zeitpunkt der Schädigung nicht festliegt(z. B. wenn das postenzephalitische Syndrom vorliegt, jedoch keinerlei Auffälligkeiten angegeben wurden) beziehungsweise die Anamnese mehrere Möglichkeiten der Zeitpunktbestimmung zulassen würde(z.B. pränatale Schädigung auf Grund eines mütterlichen viralen Infekts im zweiten Schwangerschaftstrimenon, Meningitis im Alter von 0;11). Es wurden daher ebenfalls nur klinisch eindeutig bestimmte Fälle zur Untersuchung herangezogen. Es wurden aus 105 männlichen Probanden, die ebenfalls wie beim ersten Versuch aus dem Facharbeitermilieu stammen und in einer Verteilung von 35 pränatalen, 35 perinatalen und 35 postnatalen ausgewählt wurden, 35 Paare gebildet, und zwar in der Kombination pränatal— perinatal, perinatal— postnatal und postnatal— pränatal. Es wurden ebenfalls wie beim ersten Vorversuch nur Jugendliche aus intakten Familien berücksichtigt. Die Berufsbewährung wird in allen gewählten Bewährungskriterien überprüft. Außerdem wurde der Versuch mit der gleichen Anordnung und Verteilung bei weiblichen Jugendlichen durchgeführt.
Ergänzend zu den Variablen der Vorversuche werden folgende Erklärungen beigefügt. Die häufigste Ursache organischer Hirnstörungen stellen die Hirnentzündungen(Enzephalitiden) dar. Diese haben sich, vor allem unter den Bedingungen der großstädtischen Zivilisation in den letzten dreißig Jahren vervielfacht>*). Entzündliche Hirnstörungen sind im frühen Kindesalter