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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Der Einfluß des soziokulturellen Status der Eltern 251

bogens an den Stadtschulrat für Wien ein Ansuchen gestellt. Dieses Ansuchen beinhaltete die Bitte, in die Schülerbeschreibungsbögen und Sonderschulauf­nahmebögen der Sonderschüler aus den Geburtsjahrgängen 1948 bis einschließ­lich 31. 8. 1951 Einblick nehmen zu dürfen, um eine Untersuchung bezüglich des Einflusses des soziokulturellen Status der Eltern auf die Berufsbewährung cerebralgeschädigter debiler Jugendlicher durchführen zu können. Die zuerst erteilte Bewilligung bezog sich auf 5 Allgemeine Sonderschulen Wiens und wurde später, da dies zur Erhebung der Probanden nicht ausreichte, auf wei­tere Allgemeine Sonderschulen ausgedehnt. Zur Erhärtung der vorgefundenen Diagnosen, die oft nur unvollständig eingetragen worden waren, wurden die Krankengeschichten der Wiener Universitätskinderklinik herangezogen. Nach der Feststellung, ob die erwählten Probanden noch in Wien ansässig sind, wurden die Paare gebildet. Die Berufsbewährung der Probanden wurde aus den Akten der Krankenkassen eruiert. Auf Verlangen der Krankenkassen mußten die Namen der einzelnen Probanden codiert werden und die Unter­suchung wurde nach der Beantwortung der Fragen auf dem zweiten Erhe­bungsbogen durch die Krankenkassen nur mehr mit Fallnummern weiterge­führt. Der zweite Teil des Erhebungsbogens wurde danach den bereits in Paaren angeordneten Probanden zugefügt und der Leistungsunterschied in

das sequentielle Schema des jeweiligen Bewährungskriteriums eingetragen.

Als gleichwertig wurde die Leistung eines Paares beurteilt, wenn bei der Er­hebung des Berufsniveaus beide Probanden das gleiche Niveau hatten, bei

der Erhebung der vertikalen Mobilität beide Probanden aufstiegen, abstiegen oder gleiches Niveau gehalten hatten, bei der Erhebung des Arbeitsplatzwech­sels der Unterschied zwischen den Probanden kleiner als drei war, bei der Erhebung der beschäftigungslosen Zeit der Zeitunterschied unter vier Mona­ten lag und bei der Erhebung des Einkommens der Lohnunterschied unter 400 Schilling lag.

i) Zusammenfassung

Verschiedene exogene Faktoren, wie die sich aus der geistigen Behinde­rung des Kindes ergebende Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Eltern und den Leistungen des Kindes oder der Schichtabstand der erreichten Be­rufsposition der Eltern gegenüber der erreichbaren Berufsposition des Kin­des, sind im soziokulturellen Milieu der Oberschicht, das sich aus dem Be­rufsstatus des Vaters ergibt, stärker ausgeprägt und dadurch möglicherweise stärker wirksam in ihrem Einfluß auf die Berufsbewährung.

Um diesen Einfluß statistisch erfassen zu können, wurden Akademiker als Vertreter der Oberschicht und Facharbeiter als Vertreter der Unterschicht gewählt, so daß ein möglichst großer Abstand zwischen den Schichten er­reicht wurde. Auf die Einbeziehung von Schichten, die unter den Facharbei­tern liegen, mußte verzichtet werden, da in diesem Bereich endogene Fakto­ren wie hereditärer Schwachsinn das Ergebnis beeinflussen würden.

Daraus ergab sich die nachfolgende Fragestellung für die Untersuchung: Bewähren sich Kinder der Unterschicht besser im Beruf, oder ist Kindern der Oberschicht eine günstigere Prognose zu stellen, da deren Eltern mit Hilfe ihrer intellektuellen Fähigkeiten das Problem, ein schwachbegabtes Kind zu haben, leichter rationalisieren können und die intellektuelle Schu­