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258 Heilpädagogische Dokumentation
Peter Teigeler: Satzstruktur und Lernverhalten(Sentence Structure and learning behaviour) Studien zur Sprachpsychologie 2, herausgegeben von G. Flores d’Arcais, Padua, Kl. Foppa, Bern, und C. F. Graumann, Heidelberg. Hans-Huber-Verlag Bern, Stuttgart, Wien 1972, 110 Seiten einschl. Literaturverzeichnis, Autorenregister und Sachregister, Fr. 27,—, DM 24,—.
Eine theoretische Arbeit, die sich mit dem Lernen von Sätzen und ihrer syntaktischen Struktur unter psycholinguistischen Gesichtspunkten befaßt, um die psychischen Prozesse zu untersuchen, die sich bei der Sprachbenutzung abspielen.
Nach einer Beschreibung syntaktischer Strukturmodelle werden vom Verfasser in einem Literaturüberblick verschiedene Hypothesen dargestellt und diskutiert. Darauf aufbauend begründet der Autor seine Versuchsplanung und beschreibt sein experimentelles Vorgehen.
Einmal wurden inhaltlich verfremdete Sätze, d.h. sinnlose Experimentalsätze, von 40 Versuchspersonen(Vp) im Einzelversuch laut gelesen und danach mündlich wiedergegeben. Dabei wurde eine Tonbandaufnahme gemacht, der aufgenommene Text wurde in schriftliche Form übertragen und auf zwei verschiedene Weisen ausgewertet. Zum anderen durfte jede Vp den jeweiligen Satz 30 Sekunden lesen und sich einprägen. Sie schrieb danach nieder, was sie gelesen hatte. Bei der Auswertung zählten alle richtig wiedergegebenen Wörter ohne Wertung ihrer syntaktischen Bezüge innerhalb der Sätze.
Abschließend werden die an insgesamt 110 Vpn gewonnenen Ergebnisse mitgeteilt und diskutiert. Danach haben die Vpn bei Kontrolle der übrigen beteiligten Variablen die wesentlichen Wörter der Experimentalsätze entsprechend dem Rang gelernt, den diese nach dem syntaktischen Strukturmodell der inhaltsbezogenen Grammatik einnehmen.
G. Kluge, Greifswald
Bauer, J. und E.: Weiterführende Aspekte zum Problem Fernsehen und aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen(Broader aspects of the problem of television and aggressive behaviour in children and young people) Band 14 der Schriftenreihe des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit. 122 Seiten. 1974. Verlag Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz.
Die vorliegende Studie soll der„Klärung der Frage dienen, ob und in welchem Ausmaß aufgrund derzeit vorhandener Forschungsergebnisse anzunehmen ist, daß Gewaltdarstellungen im Fernsehen aggressionsfördernde Wirkungen zeigen‘. Nach dem umfangreichen Material, das bisher vorliegt, ergibt sich keine eindeutige Antwort, weil folgende Fragestellungen in den bisherigen Untersuchungen unbeantwortet blieben: 1. Von welchen Medieninhalten geht die stärkste Wirkung aus? 2. Welche(psychischen) Reaktionen der Konsumenten erregen die soziale Besorgnis? 3. Welcher 7yp von Konsument ist eigentlich am gefährdetsten? Sind gewisse Prädispositionen gegeben? Gibt es Zusammenhänge zwischen Gefährdung und bestimmten sozialen Größen(wie Schicht, Beruf, Einkommen, Stadt-Landleben etc.)? 4. Welches Alter reagiert besonders auf mediale Gewalt? Gibt es unterschiedliche alterstypische Verarbeitungsprinzipien? 5. Welche Rolle spielt die Situation, in der der Rezipient lebt und rezipiert? Ist es gefährlicher, allein zu konsumieren oder im Familienverband? Kann die Gefährdung durch pädagogische Maßnahmen aufgehoben werden?— Die Beantwortung dieser Fragen ist für die Notwendigkeit von praktisch-politischen Schutzmaßnahmen von ausschlaggebender Bedeutung.
Die Verfasser stellen fest, daß„das mögliche Anschwellen von Gewalt, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, nicht monokausal durch mediale Vorbilder verursacht sein kann‘‘. Sie versuchen deshalb, die„Skizze eines rollentheoretischen Bezugsrahmens zur Analyse von ‚Aggressivität‘‘“ zu entwerfen, um die Frage zu beantworten, wo denn die„Wurzel‘ von Aggressivität zu suchen sei. Sie meinen, daß sich mit;,Hilfe der Rollen‘ vor allem der„„Interaktionstheorie‘* ein„Zugang zur Aggressivität‘ finden läßt. Das Kind wird im Prozeß der Sozialisation„nach und nach in das Repertoire an Rollen eingeführt‘. Die Rollenpartner orientieren ihr Handeln an vorgegebenen Normen, welche Verhaltenserwartungen beinhalten. Das Sozialisationsmodell der Lerntheoretiker nun behauptet, Kinder imitierten alles, was oft genug vorgemacht würde. Diese Behauptung