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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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262 Heilpädagogische Dokumentation

Die vorliegende Arbeit stellt den Abschluß eines Forschungsvorhabens dar, in dem in der BRDerstmalig in systematischer Weise versucht wurde, Sportmöglichkeiten für körperbehinderte Kinder von verschiedenen Seiten aus zu erproben. Einewissen­schaftlich fundierte Theorie der Leibeserziehung bei diesen Kindern kann und will sie nicht geben, und insofern hat sie den Charakter einerexperimentellen ‚pilot-study', in derdie Erkundung methodischer Möglichkeiten zwangsläufig vor der Entscheidung über die Effektivität eben dieser Möglichkeiten rangiert.

Nach einigen Begriffsbestimmungen(Körperbehinderte, Sport, Versehrtensport, Krankengymnastik, Heilpädagogik) wird zumStand der Forschung und zur Klassifi­kation dercerebralen Bewegungsstörung gesprochen. Der nächste Teil handelt von der Planung und Durchführung der Untersuchung und gibt eine Kasuistik. Nach Vor­untersuchungen wurde ein achtwöchiges Trainingsprogramm mit fünf Jugendlichen mit hemiplegischem Syndrom absolviert. Es folgten regelmäßiger Sportunterricht für 2 Grup­pen mit gehfähigen körperbehinderten Kindern und für 2 Gruppen mit rollstuhlgebun­denen Kindern. Außerdem wurden Befragungen durchgeführt, die das Interesse und die Einstellung der Kinder zum Sport zeigen sollten. Eine weitere Befragung richtete sich an Erwachsene, die berufliche Erfahrungen im Umgang und in der Arbeit mit Behinder­ten hatten..

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sind insgesamt folgende: 1. Sport ist(bei Beachtung der Grenzen und Möglichkeiten der Behinderung) nicht schädlich für den Körperbehinderten. 2. Sport kann Bewegungsfertigkeiten und die Muskulatur stärken und verbessern. 3. Die spiroergometrischen Untersuchungen ergaben, daß das Herz­Kreislaufsystem von Hemiplegikern normal belastbar und trainierbar ist. 4. Die Kinder und Jugendlichen zeigten gestärktes Selbstvertrauen, Freude an und Wille zur Leistung, eine realere Selbsteinschätzung, wachsende Toleranz, Kooperation, Integrationsfähigkeit und Anpassungsvermögen. 5. Der Lehrer muß Erfolgserlebnisse schaffen, Vertrauen wecken und einen freien Unterrichtsstil praktizieren. Er muß die jeweilig individuelle Schadenslage kennen und viel Phantasie haben, um Spiele, leichtathletische Übungen, Schwimmen usw. so abzuändern, daß diese Sportarten mit Freude ausgeführt werden.

Im Anhang finden sich: Stundenbilder des Acht-Wochen-Trainingsprogramms, Werte­tabellen über die Ergebnisse der spiroergometrischen Untersuchungen, Spielregeln für kleine Spiele und die Durchführung eines Handballspiels sowie ein Fragebogen für die Schüler nach deren Spiel- und Sportinteressen.

Richard G. E. Müller, Glinde

Liljeroth, Ingrid und Bengt Nimeus: Praktische Bildung für geistig Behinderte /Practical education for the mentally handicapped)(Aus dem Schwedischen). 160 Seiten. Mit Abbildungen und Tabellen. 1973. Reihe Beltz praxis. Beltz Verlag, Weinheim /Basel.

Diedargestellte Methode wurde in zweijähriger Forschungsarbeit entwickelt und an geistig behinderten Kindern in Sonderschule, Krankenhaus und Pflegeheim erprobt. Sie hat das Ziel, das amtlich vorgeschriebene Arbeitsziel der Sonderschulen für geistig Behinderte in Schweden zu erfüllen, welches lautet:Die Fähigkeiten des Kindes sollen so weit gefördert werden, daß es sich im sozialen Bereich normal verhalten kann, und daß jeder Schüler trotz seiner Behinderung möglichst wie ein Durchschnittsmensch leben kann. Die praktische Bildung umfaßt intellektuelle, motorische und soziale Funktionen.Das angewandte Training während der täglichen Routinen... muß mit einem Unterricht vervollkommnet werden, der darauf abzielt, dem Schüler zu helfen, die Situation zu analysieren und die Anreize aufzufassen.‚Angewandtes Training

(z. B. Anziehen, Ausziehen, Waschen, Tischsitten) undgrundlegendes Training müssen verbunden werden(z. B. visuelles Unterscheidungsvermögen, verbales Vermögen, Grob­und Feinmotorik). Für beide Trainingsarten geben die Verfasser vielfältige Anregungen. Im Anhang befinden sich Muster für Protokollhefte mit Beurteilungskategorien und -normen.

Richard G. E. Müller, Glinde

Adler, J.: Pädagogische Hilfen für Kinder mit einem Hirntrauma /Pedagogical help for children with brain trauma) 137 Seiten. 1975. DM 16,20. Carl Marhold Verlagsbuch­handlung, Berlin.