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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Heilpädagogische Dokumentation 267

Familien, der Erstgeborenen und der Leistungsversager festzustellen; unterrepräsentiert sind Einzelkinder und Jüngstgeborene. Eine hohe Klassenfrequenz scheint überhaupt nicht, die Berufstätigkeit von Müttern nur in bestimmten Fällen provozierend für das Auftreten von Verhaltensauffälligkeiten zu sein.

Untersuchung II: Verhaltensauffälligkeiten von Grundschülern in Modellschulen und Nicht-Modellschulen in einer Großstadt des Rheinlandes(von K.-J. Kluge und N. Schnei­der). Die Fragestellung war: Welche Verhaltensauffälligkeiten treten bei Grundschülern an Nicht-Modellschulen und Modellschulen auf; wie häufig treten sie auf? Unterschei­den sich die Auffälligkeiten bei den Kindern beider Schulformen nach Art und Häufig­keit? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Verhaltensauffälligkeiten von Kindern bei­der Schulformen, ihrem Alter, dem häuslichen Milieu und ihren Schulleistungen? Welche Maßnahmen halten die Lehrer beider Schulformen für geeignet, um mit dem Problem der Verhaltensauffälligkeit fertig zu werden? Zeigen sich in den Reaktionen der Mitschüler auf die Verhaltensauffälligkeiten Unterschiede in den beiden Schulfor­men? Welche Hilfen können den Lehrern angeboten werden, um Verhaltensauffällig­keiten ihrer Schüler positiv zu ändern?

Wie in der ersten Untersuchung wurde auch hier ein Fragebogen an Grundschul­lehrer verschickt. Die beiden Vergleichsgruppen umfaßten 959 Schüler an 3 Nicht­Modellschulen und 884 Schüler an 3 Modellschulen. Das Zahlenverhältnis von Jungen und Mädchen war annähernd gleich. Das Ergebnis ist: Der Anteil verhaltensauffälliger Schüler beträgt an Nicht-Modellschulen 6,6%, an Modellschulen 2,8%; dabei werden überwiegend Jungen genannt. Der prozentuale Anteil nimmt im Laufe der Grundschul­zeit an den Nicht-Modellschulen zu und an den Modellschulen ab. Jungen sind den ver­haltensauffälligen Mädchen leistungsmäßig überlegen. Unter den leistungsschwächsten Schülern ist der Anteil überalterter Schüler groß. Der größte Teil der verhaltensauffälli­gen Schüler entstammt in den Nicht-Modellschulen der sozialen Unterschicht und kin­derreichen Familien, in den Modellschulen der Mittel- und Oberschicht; hier sind es oft Einzelkinder. In beiden Schulformen, besonders aber in den Nicht-Modellschulen finden verhaltensauffällige Kinder wenig Verständnis bei ihren Klassenkameraden. Zur Lösung des Problems Verhaltensauffälligkeit schlagen die Lehrer in Nicht-Modellschulen vor allem schulorganisatorische Maßnahmen vor(z. B. Überweisung in Sonderschulen für Erziehungshilfe und Kleinklassen); diejenigen in Modellschulen empfehlen Aussprachen mit dem Kind und den Eltern.

Untersuchung IIT: Verhaltensauffälligkeiten bei Hauptschülern in Modell- und Nicht­Modellschulen in der Stadt K 2(von E. Eul und K.-J. Kluge). Fragestellung und Frage­bogen waren fast die gleichen wie in den Untersuchungen I und II. Die Befragung ergibt, daß 5,2% der Hauptschüler an Modellschulen und 6,3% der Hauptschüler an Nicht­Modellschulen als verhaltensauffällig bezeichnet werden. Dabei ist das Bild des verhal­tensauffälligen Hauptschülers an den Modellschulenein im Detail anderes als das des Schülers in der Nicht-Modellschule. Als Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten werden hauptsächlichdas sozial negative Gefüge der Familien sowienegative Erziehungs­praktiken der Eltern genannt. Verhaltensauffällige Kinder aus kinderreichen Familien und älteste Kinder überwiegen.

Alle 3 Untersuchungen sind u. E. nur pilot-studies, welche Trends aufzeigen. Man vermißt zum Abschluß einen zusammenfassenden Vergleich, der bei den sehr ähnlichen Fragen möglich gewesen wäre.

Richard G. E. Müller, Glinde

Dreikurs, Rudolf und Pearl Cassel: Disziplin ohne Strafe(Discipline without punish­ment) Aus dem Amerikanischen übersetzt und bearbeitet von L. Rausch und N. Rück­riem, hrsg. v. N. Rückriem. EGS-Texte erziehungs- und gesellschaftswissenschaftliche Studientexte, hrsg v. H. Peterßen. 101 Seiten. 1975. Otto Maier Verlag, Ravensburg.

Das Buch ist aus der Zusammenarbeit eines Sozialpsychologen und einer Lehrerin entstanden. Die Autoren beschreibenKriterien zur Analyse kindlicher Einstellungen und menschlichen Verhaltens, wie sieder Erzieher braucht, um bewußt und ‚verant­wortlich zur Verhaltenssicherheit verhelfen zu können. Das ‚Rezept dafür heißt: Er­mutigung statt Strafe. Die wesentlichen Abschnitte haben folgende Überschriften: Eine lohnende Alternative: demokratisch bzw. sozialintegrativ unterrichten Verständ­