Heft 
(1956) 5
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führenden Forstmeister, der durch Jahrzehnte der getreue Hüter und Pfleger dieses schönen, in unserer Prignitz und weit darüber hinaus wohl einmaligen, heute in seinem wertvollsten Teil unter Naturschutz stehenden Reviers war, die Frage:Wie alt mag diese Eiche wohl sein? Zu unserer Verblüffung erhielten wir die Antwort:Das kann ich Ihnen sagen. Sie ist genau 1004 Jahre alt. Verwundert fragten wir, woher er das bis aufs Jahr so genau wissen könne.Ja sehen Sie, erwiderte der alte Forstmann in seiher bedächtigen trockenen Art,unser Oberster in Deutschland, der Herr Reichsforstmeister, hat sich die Eiche auch angesehen. Er sagte: Sie ist 1000 Jahre alt! Das ist nun 4 Jahre her. So ist sie jetzt 1004.

Das war wie gesagt vor bald zwanzig Jahren. Heute ist die Heideneiche nicht mehr. Sie wurde in der Nachkriegszeit, wie so mancher wertvolle Baum, zu Brennholz gemacht. Und auch ihr Standort wird bald nicht mehr erkennbar sein, wenn nicht vielleicht ein schlichter Findling ihr Andenken wach hält. Der Reichsforstmeister aber hat damals mit seinen tausend Jahren doch ziemlich genau getippt, wenn die alte Sage, die um diese Heideneiche lebte, recht hatte. Diese Sage aber erzählte so:

Nach der Wendenschlacht, also im Herbst 929, hatte ein Häuptling der Wenden auf der Flucht hier viel Gold und kostbares Geschmeide vergraben. Damit er die Stelle wiederfände, legte er fünf Eicheln in den Boden. Vier davon verdarben, eine aber keimte und wuchs bis in unsere Tage zu der berühmten tausendjährigen Heideneiche heran. Viele Schatzgräber hatten sich im Laufe des Jahrtausends hier eingefunden. Es war aber nicht leicht, den Schatz zu heben. Man mußte sich dazu das sechste Buch Moses ver­schaffen, es in der Johannisnacht bei dem Teufelsstein auf dem Höhbeck dreimal ohne Anstoß vor- und rückwärts aufsagen, dann erschien aus der Erde eine Wiege mit einem schlafenden schwarzen Hund darin. Diese Wiege mit dem Hund mußte man schleunigst zur Heideneiche tragen, den Hund dort auf die Erde legen, sich selbst aber mit dem Gesicht nach unten in die Wiege. Dabei und auch nachher durfte man kein einziges Wort sprechen. Der Hund wird dann mit mächtigem Geschnaufe an zu scharren fangen und den Schatz freilegen. Einem Doktor, der aus dem Westen kam, war das bis hierher alles geglückt. Da führte der Teufel aus dem Osten einen Russen herbei, der auch das Wendengold haben wollte. Zwischen den beiden Schatzsuchern gab es bald ein mächtiges Geschimpfe und Geraufe, und als man zur Besinnung kam, waren Wiege und Hund verschwunden. Mit dem Schatz war es nun wieder nichts. So ruht er heute noch ungehoben im Gadower Park. Der Hund aber hat nicht wieder io die Erde zurück­kehren können. Er schweift ruhelos in den weiten Wäldern um Gadow umher. Wer ihn in der Johannisnacht fängt, kann sich mit ihm den Schatz unter der alten Heideneiche erwerben.

Auf der Feldmark Lanz, dicht am Dorfe, ist ebenfalls ein kostbarer Wenden­schatz vergraben. Weil es dort nicht ganz geheuer ist, hat dieser Feldmark-

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