Heft 
(1956) 5
Seite
136
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teil seit altersher den FlurnamenSpöking. Der Glücksbringer ist hier nicht ein Hund, sondern eine riesige Wildsau. Wenn sie in den Nächten um Johanni dort den Boden durchwühlt, muß man sie beim Glockenschlag Mitternacht am geringelten Schwänze packen und gut festhalten. Dann schleppt sie den Schatzsucher zu der Stelle, wo das Wendengut vergraben ist. W. Westermann erzählt uns in diesem Hefte davon. Es gab aber auch einmal einen Küster in Lanz, der mit diesem Ringelschwanze sein Heil versuchte. Er stammte aus Bayern, hatte im Siebenjährigen Kriege ein Bein verloren uind war so in Lanz als Küster hängen geblieben. Es gefiel ihm hier auch ganz gut, nur das Bier schmeckte ihm nicht. Als er nun in dieser bewußten Nacht die Sau beim Ringelschwanze hatte, da entkam sie ihm zwar wieder, aber der Ringelschwanz kam ihm nicht aus dem Gedächt­nisWo hast du doch das nur gesehen, daß sich so etwas ganz regel­widrig von rechts nach links windet, wo nur? Da endlich fiels ihm wie Schuppen von den Augen. Richtig, daheim in Bayern, der heimatliche Hopfen, die bayrische Bierwürze! Das warst Der ringelte auch so von rechts nach links! Das ließ ihm nun keine Ruhe mehr. Danach wird das Bier munden! Er ging an den Hopfenbau. Die Bauern verlachten ihn. Aber nach ein paar Jahren bauten sie auch Hopfen, sangen abends im Krug das fröhliche Lied vom LanzerKösterbier, das doch ganz anders schmeckte, verluden bald ganze Planwagen voll von ihrer Hopfenernte, brachten sie nach Wismar und Lübeck oder auch nach Berlin, wo das süffige Tivoli­bier daraus gebraut wurde, kehrten mit vollen Geldsäcken heim, wurden reich und kauften sich frei von Leibeigenschaft und Hofedienst. Friedrich Ludwig Jahn, der als Junge oft auf diesen Hopfenwagen mit nach den Hafenstädten fuhr, konnte später sagen:Ich habe in meiner Jugend nicht ,Gnädiger Herr zu sagen brauchen, so ist meine Zunge zu schwer geworden, es im Alter zu lernen!

Die Lanzer Hopfenböden aber sind heute noch in den stattlichen Häusern im alten Runddorf zu sehen, künden uns von dem einstigen Reichtum des Dorfes und berichten davon, daß nach vielen hundert Jahren doch noch Segen geströmt ist vom alten sagenhaften Wendenschatz, der nach der großen Schlacht vergraben wurde.

Fast immer haben unsere Sagen einen realen Hintergrund, und oft springt, wenn man daran glaubt, etwas Gewinnbringendes heraus. Sei es eine Erkenntnis, ein wissenschaftlicher Erfolg, oder aber wie hier eine Erhöhung der Lebensfreude und gar wirklich ein materieller Gewinn!