Heft 
(1956) 5
Seite
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Sonntagsspaziergängen scharte er anhängliche Schüler um sich, ließ sie Natur und Heimat erleben, trieb außerschulische Erziehung wie wirs heute nennen, ohne ein Aufheben davon zu machen. 1898 trat er in den Ruhe­stand. Der eine oder andere unter den Lebenden hat ihn noch von Angesicht zu Angesicht gekannt, den alten freundlichen Mann mit dem runden Backenbart, der Maurerfräse, und der blauen Brille, die er eines schmerz­haften Augenleidens wegen trug. 70 Jahre alt starb er 1901 und wurde auf dem Friedhof nahe der Kapelle begraben. Kein Grabmal kündet heute mehr von dem Wirken dieses treuen Mannes, aber seine Werke leben fort.

Im Jahre 1870 gab er seine Perleberger Reimchronik heraus, gewidmet dem Magistrat und der Stadtverordneten-Versammlung in hochachtungs­voller Ergebenheit. Da er in Perleberg weder einen Drucker noch Verleger fand, mußte das Buch bei Gustav Kühn in Neuruppin gedruckt werden und im Selbstverlag erscheinen. Der einzige damalige Buchhändler in Perleberg übernahm wenigstens den Vertrieb. Wie gesagt blieb ihm in Perleberg der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande die allgemeine Anerkennung versagt, aber in Berlin und in seiner Vaterstadt Potsdam horchte man auf. Der Verein für die Geschichte Potsdams ernannte ihn zu seinem Ehrenmitglied, und sowohl dieser wie der Verein für die Geschichte der Stadt Berlin beauftragten ihn, ein gleichartiges Werk über die Geschichte dieser Städte zu verfassen. Schon im folgenden Jahre 1871 erschien die Kleine Berlinische Reimchronik und 1875 die Potsdamer Liederchronik. Später gab er noch eine Sammlung von Sagen aus der Altmark und Prignitz in Gedichtform heraus und als Schulbuch eine Heimatkunde für die Provinz Brandenburg. Darüber hinaus verfaßte er sein Leben lang Gelegenheits­gedichte, in denen er Familien- und Vereinsfeiern oder örtliche Zustände und Begebenheiten in launiger Weise behandelte. Durch seine Perleberger Reimchronik gelangte sein Name auch in Meyers Konversationslexikon, in dessen älteren Auflagen sie beim Stichwort Perleberg als einziger Schrift­tumshinweis angegeben war. Zwei handschriftliche Stücke seiner Dichtun­gen, die Urschrift der Reimchronik und ein Band Polterabend- und Hoch­zeitsgedichte, werden im Perleberger Heimatmuseum aufbewahrt.

Wie ihr Name sagt, behandelt die Reimchronik einzelne Begebenheiten der Perleberger Geschichte in gereimter Form. Sie enthält 73 Gedichte, die jeweils mit kurzen Anmerkungen zum Inhalt versehen sind. Über gereimte Geschichtsschreibung kann man natürlich verschiedener Meinung sein. Aber als erfahrener und einsichtiger Menschenkenner wußte Hopfner, daß es nicht Sache einfacher und vielbeschäftigter Leute ist, sich in alte schwer lesbare Urkunden zu vertiefen. Irgendein Geschichtswerk über Perleberg gab es damals überhaupt noch nicht, ein solches war erst im Werden. Es war die sogenannte Wendtsche Chronik, die der Brauereibesitzer und Ratsherr Hugo Wendt 1876/84 niederschrieb; sie umfaßte fast 1600 eng-

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