Heft 
(1956) 5
Seite
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beschriebene Seiten, wurde nie gedruckt und ist bis heute die einzige zusammenfassende Darstellung der Stadtgeschichte. So ging denn Hopfner in seiner Weise ans Werk und schuf seine volkstümliche Gedichtsammlung, der er die Verse mit auf den Weg gab:

Viel Blätter, von biderber Hand geschrieben,

Verkünden uns der Väter reiche Saat;

Noch ist die Spur von ihrem Gang geblieben,

Und deutlich wird der lang verwehte Pfad.

Was dankend ich von lieber Hand erhalten,

Hier ists in neuer Form im Geist der Alten.

Wenn heute jedem Perleberger gewisse Sagen und örtliche Denkwürdig­keiten geläufig sind, so ist das nicht zuletzt ein Verdienst August Hopfners. Er war kein großer Dichter, und er selbst hielt sich gewiß nicht für einen solchen. Aber in seiner besonderen Art war er ein Könner. Seine Verse sind gehalt- und gemütvoll. Sie sind anschaulich und verständlich, sauber gebaut und ohne Prunk und Phrase, oft erfüllt von menschlicher Wärme und liebenswürdigem Humor. Es ist den Versen anzumerken, daß bei ihnen zwei Größere von fern Pate gestanden haben: Theodor Fontane und Fritz Reuter. Gar mancher rührigeLokalpoet könnte auch heute noch zu seinem Nutzen bei August Hopfner in die Schule gehen.

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Unsere Zeitschrift wird Proben aus Hopfners Schaffen in zwangloser Folge abdrucken. Den Anfang mache ein Gedicht aus den Sagen der Prignitz:

Das streitige Land

Dorf Weisen lag in alter Zeit Einmal mit Periebe^g im Streit.

Sie zankten um ein Stückchen Land,

Das an der Grenze sich befand,

Und ob der Wert nicht viel betrug,

Zum Streiten war es groß genug.

Dorf Weisen sprach:Das Feld ist mein.

Und Perleberg:Das kann nicht sein.

Wenns schon damalen Schreiber gab,

Sie schrieben sich die Finger ab;

Der weise Rat rief ohne Ruh:

Uns, uns gehört die Ecke zu.

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