Heft 
(1956) 5
Seite
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Wiesen-Fuchsschwanz

Zittergras

Wasserschwertlille

Das Flußufer entlang zieht sich ein ziemlich trockener erhöhter Wiesenrain; dort strahlen uns die weißen und gelben Sterne der Margueriten, Gänse­blümchen und der Butterblumen entgegen und leise schwingen die rötlich- lila Glocken der Wiesenglockenblume im Wind. Ihre zierlichen Schwestern am Waldrand blühen später und tragen ein blaues Kleid.

Überall dazwischen funkeln wie Goldtüpfchem in der Sonne die Blüten des Hahnenfußes, und wenn wir seine Blätter betrachten, dann wissen wir, was ihm seinen Namen gegeben hat. Auf den Thüringer Wiesen blühen zur Maienzeit seinewohlhabenden Verwandten, die Trollblumen.

Ein paar Wiesengräser sollen nun auch unsemStrauß vollenden: Rispengras und ein Halm des rotgelben Fuchsschwanzes, dazu vom Hang noch einige Stengel vom Zittergras mit seinen herzförmigen nickenden Blüten.

Wie schön ist doch solch ein Stengel. Sie begeistern uns noch heute so wie die alten Meister der Gotik, die oft Gräser und Blätter als Vorwürfe für ihre unvergänglichen Werke benutzten.

So steht nun unser Strauß aus einfachen Wiesenblumen im Tonkrug auf unserm Arbeitsplatz. Wieviel Schönheit und Mannigfaltigkeit der Natur leuchtet uns daraus entgegen und schenkt uns ein wenig Besinnen und Freude den Tag über!

Mit allen seltenen und kostbaren Blumen unserer Wiesen und Wälder wollen wir es jedoch so halten, wie der Dichter Christian Morgenstern: Ich habe heute ein paar Blumen am Wegesrand für Dich nicht gepflückt, um Dir ihr Leben mitzubringen!

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