WILHELM FÜBEL
Havelberger
Schiffs-, Wind- und Wassermühlen
Die fortschreitende Kolonisation des märkischen Wendenlandes löste die Handmühle der ältesten Zeit ab und schuf die Wassermühlen.
Eine besondere Art von Wassermühlen bezeichnen wir als Schiffsmühlen. Mehrere solcher Schiffsmühlen befanden sich früher in Havelberg auf dem Stadtgraben und beim Mühlenholz auf der Elbe, daher auch der Name.
Die Schiffsmühlen hat wahrscheinlich Beiisar 536 erfunden, als er in Rom von den Goten belagert wurde. Schon aus dieser Tatsache geht hervor, daß zu ihrer Anlage und zu ihrem Betriebe keine besonderen Umstände nötig waren. Für eine Schiffsmühle ist ein genügend großer Fluß Voraussetzung, weil er ohne jede künstliche Stauung allein durch die Kraft seiner Strömung das Wasserrad in Bewegung setzen muß. Die Schiifsmühlen sind darum stets unterschlächtig, weil das Wasser die unteren Schaufeln des Wasserrades trifft und sie nach vorn stößt. Jede Anlage besteht aus zwei Einzelschiffen; der Mahlgang ist auf dem größeren „Hausschiff“ aufgebaut, während das kleinere „Wellschiff“ die Welle des Wasserrades tragen hilft; das von der Strömung getriebene Wasserrad liegt also zwischen beiden Schiffen. Die Schiffe mußten verankert werden, weil sie sonst von der Strömung fortgerissen worden wären.
Das Modell einer Schiffsmühle befindet sich am Havelberger Heimatmuseum.
Die Schiffsmühlen bestanden übrigens im Mittelalter durchweg aus Holz; sie waren so einfach gebaut, daß sie jederzeit verlegbar waren.
Sie lagen in Havelberg außerhalb der naturgeschützten Stadt und des befestigten Domes, was für sie in Kriegszeiten und bei Feindseligkeiten manchmal verhängnisvoll werden konnte.
Diese Tatsachen lassen es unwahrscheinlich erscheinen, daß sich solche mittelalterlichen Mühlen im ursprünglichen Zustande bis auf unsere Zeit erhalten haben.
Alte Windmühlen sind für uns heute schon landschaftliche Denkmäler: So sehr sind sie mit der sie umgebenden Landschaft verwachsen, und solchen Eindruck machen sie auf den Heimatfreund. Sie werden als echt deutsch empfunden, wenn sie auch keine deutsche Erfindung sind.
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