Heft 
(1957) 6
Seite
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aus Güstrow 1802 in Perleberg am 11. Oktober gerade seine Lehrerprüfung abgelegt hatte, wurde nochmals von dem Ortsprediger Kirchner auf Herz und Nieren geprüft, daß er schreibt:Ich bin erstaunt über ihn, da er gar nicht rechnen konnte, es in so kurzer Zeit bis zur Regula de Tri gebracht zu haben. Ich werde ihn im Schreiben und Rechnen noch ferner unter­richten wie auch im Katechisieren. Ja, mit solch einer Lehrerprüfung, die aus einem Diktat mit 54 Wörtern besteht, einer Additions- und Multipli­kationsaufgabe, würden unsere Kinder schon im dritten Schuljahr fertig werden.

An alles dieses mußte ich denken, an alle die alten Lehrer der ehemals ein- klassigen Berger Landschule, die vom dreißigjährigen Kriege bis 1945 uns namentlich bekannt sind, ich muß denken an das strohgedeckte Küster­haus mit seinen gekalkten Fachwerkwänden, welches mit dem Kirchen­grundstück so eng verbunden war, wenn ich heute den monumentalen Neu­bau der modernen Zentralschule emporwachsen sehe. Bis 1816, durch zwei Jahrhunderte waren Lehr- und Wohnzimmer ein Raum, dann wurde beides getrennt. 1906 entschloß man sich zu einem Neubau aus Backstein, und 50 Jahre später, am 1. September 1956, wird der erste Spatenstich zum neuen Schulbau getan. Der Kampf um das nötige Land wie um den Bau selbst war nicht leicht, aber von Erfolg gekrönt. Keine andere Zeit, keine andere Regierung hätte auch bei dieser dringendsten Notwendigkeit dieses Projekt in Angriff genommen. Der in vier lokal getrennten und zum Teil gemieteten Unterkünften stattflndende Unterricht war zu einer Unmög­lichkeit geworden. Jetzt sehen wir den Bau wachsen, dessen Hauptflügel seinem Richtefest entgegengeht. Es ist ein moderner und prachtvoller Bau, mit langen Fluren, sonnigen Klassenräumen, großer Eingangshalle und wird mit allen modernen Mitteln ausgestattet sein. Heute wissen wir als Kollegen der Zentralschule, daß dieses Projekt nicht Papier geblieben ist, sondern der Bauzeichnung entsprechend zur Ausführung gelangt. Wir wissen, daß wir diese modern eingerichtete Arbeitsstätte unserer Arbeiter- und-Bauern-Regierung zu verdanken haben und sind als Lehrer selbst angetreten, diesen Dank zurückzuerstatten, indem wir für Schule und Be­völkerung Sammlungen und Materialien aufbauen, mit denen wir zur Er­öffnung der neuen Schule aufwarten möchten.

Chemie- und Physikraum, Werk- und Pionierraum werden es uns ermög­lichen, den polytechnischen Unterricht in allen Zweigen und Disziplinen zu realisieren. Ein Schwimmbecken zur Vorschule des Schwimmens wird der rechten Flanke des Hauptflügels eingebaut. Aula, moderne sanitäre Anlagen, Aquarien und Terrarien, weiträumiger Spielplatz und vielseitigste Arbeitsmöglichkeiten werden den Unterricht für Lehrer und Schüler zur Freude machen. Vor uns schwebt das Bild des Schulgartens, wie wir ihn uns vorstellen. Wir werden ihn in Natur- und Kulturgarten teilen. Der Naturgarten nimmt die seltenen und aussterbenden Pflanzen unserer

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