Heft 
(1913) 3
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vorhanden. Der Urnenfriedhof von Techow war der erste Friedhof dieser Zeit, den wir aufgraben konnten. Es gehört viel mehr dazu, um weitgehende Schlüsse zu ziehen. Ein Teilnehmen an den Kriegen des Ariovist, des Suevenführers,') ließe sich für die Prignitz nur dadurch beweisen, daß man aus der Zeit um 100 v. Ehr. sehr viele Urnenfelder fände und aus der Zeit um Ehr. Geb. sehr wenige. Wenn das der Fall wäre, dann wäre auch die Teil­nahme einer großen Prignitzer Volksmenge an diesen Kämpfe« be­wiesen.

Das ist erst durch das 'Aufgraben von vielleicht 100 Urnenfeldern möglich. Man kann jedenfalls aber aus dieser Andeutung sehen, welche ge­schichtlichen Probleme durch das Studium der Urnenfelder zu lösen sind, und daß es nicht genug ist, bloß ein paarTöppe" im Museum zu besitzen. Ebenso muß die Art und der Bau der Steinpackungen genau ausgezeichnet werden, wie man ja auch an dem beigegebenen Plane des Urnenfeldes sehen kann. Bis jetzt sind diese Steinpackungen immer als sehr nebensächlich angesehen worden, und daher wissen wir darüber so gut wie garnichts. Trotzdem muß es als sicher bezeichnet werden, daß es uns einst möglich sein wird, aus der Art der Steinpackungen Schlüsse auf das Alter der Urnen zu ziehen. Ebenso ist auch über die Steinmale, die sich zwischen den Gräbern finden, noch nichts be­kannt. Daß wir aber den Platz gefunden haben, wo die Toten seinerzeit ver­brannt wurden, ist ein großes Glück. Durch seine von älteren und jüngeren Verbrennungsplätzen abweichende Bauart gibt er wieder neue Fingerzeige für die Vorgeschichtsforschung. Unter den Urnen ist die bei weitem schönsteGrab Nr. 20". Es ist ein so formvollendetes Gefäß, wie man es sonst nur sehr selten findet.

Besonders kennzeichnend für die Gefäßformen der vorrömischen Eisenzeit ist die Urne Grab 16. Urnen ähnlicher Form befinden sich bis jetzt im Museum eine aus Blandikow, geschenkt von Herrn Bernhardts, Blandikower Ausbau, eine aus Bölzke, geschenkt von Herrn Förster Schlüter, Heiligengrabe. Ferner fanden sich ähnliche Formen auf dem Urnenfelde von Barenthin, geschenkt von den Herren Schmiedemstr. P. Kampe und Bauunternehmer P. Lugsiel, und auf dem Urnensriedhof von Görike, geschenkt von Herrn Emil Scheel, Görike. Bei diesen Ausgrabungen bin ich besonders Herrn Pfister, Granzow, zu Dank verpflichtet. Einzelfunde aus der vorrömischen Eisenzeit besitzen wir sehr viele aus Vehlow, geschenkt von den Herren Emil Blumenthal, Gärtner Weudt, Lehrer Voß, sämtlich in Vehlow.

Einen Ohrring und Fingerring aus dieser Zeit, gefunden in Sarnow, schenkte Herr Kaufmann Fritz Nagel aus Pritzwalk, 2 Urnen als Einzel­funde Herr Johann Berlin aus Berlinchen b. Dranse, eine Urne mit Bei­gefäßen Herr Rittergutsbesitzer Kelter in Bullendorf, eine Urne Herr Lehrer Verchau in Kunow. Das ist das ganze Material, was wir aus dieser Zeit besitzen; für weitgehende Schlüsse natürlich noch viel zu wenig. Ich hoffe aber, daß unser Material mehr werden wird, und bitte alle heimatsfreundlich denkenden Prignitzer, dazu beitragen zu helfen. Danken möchte ich allen den vorher ge­nannten Herren für ihr Interesse und ihre Geschenke.

h Ariovist zog mit den Sueven bis an den Rhein und nach Gallien (dem heutigen Frankreich), um sich neue Wohnsitze zu suchen. Da die Römer aber Gallien als ihr Eigentum betrachteten, so entstanden dort die Kämpfe zwischen Cäsar, dem Römerführer, und Ariovist. (Vom Namen Cäsar ist unser Wort Kaiser abgeleitet.)