Eine spätere Abhandlung soll im Museum befindliche Gewebe beschreiben, die auf solchen Stühlen gewebt sind, und von denen besonders ein Seidenband, das Frau Bögler, Babitz, geschenkt hat, von vorzüglicher Arbeit ist. Die beigegebene Abbildung zeigt unsere Museumsführerin Wilhelminchen mit dem Webstuhl des Herrn Camin beim Weben beschäftigt.
Vorbemerkungen zum Verständnis der Prignitzer Funde aus vorgeschichtlicher Zeit.
Mit einem Friedhofe der vorrömischen Eisenzeit haben wir es in nachfolgendem Sonderdrucke zu tun! Man rechnet die vorrömische Eisenzeit von 500 v. Ehr. bis Christi Geburt. Ihren Namen hat sie von dem ersten Verwenden des neuen Metalles, des Eisens, erhalten. Schon in der 6. Periode der Bronzezeit, die ja von 800—500 v. Chr. reicht, und deren Einteilung im 1. Heft der Mitteilungen beschrieben ist, trifft man hin und wieder kleine Eisengegenstünde. Die Kenntnis vom Gewinnen und Verarbeiten des Eisens kam vom Süden zu uns, keltische Völkerschaften waren die Erfinder seiner Bearbeitung. Auch hier gelangte die Eisengewinnung bald auf große Höhe. Wir waren nicht wie bei der Bronze auf die Zuführung des Rohmetalles angewiesen, sondern überall fand sich auch bei uns das Eisen im natürlichen Zustande. Unsere Vorfahren benutzten den sogen. Raseneisenstein, der sich auch noch in der Jetztzeit überall da bildet, wo Quellen in der Nähe sind. Zwar war das aus dem Raseueisenstein gewonnene Metall nicht mit unserem neuzeitlichen Eisen zu vergleichen, doch reichte es aus für die damaligen Bedürfnisse. Die Kunst, „Eisen zu Härten", war unbekannt, und noch die Römer erzählen uns in ihren bis jetzt erhaltenen Berichten von den Galliern (keltischer Volksstamm), daß sie ihre beim Hiebe krumm gewordenen Schwerter mitten in der Schlacht gerade biegen mußten. Fast nur mit Kelten kamen die Römer damals in Berührung, mit Germanen selten. Doch ein für die germanische Welt großes Ereignis fällt in die vorrömische Eisenzeit, das erste Erscheinen der Germanen (Cimbern und Teutonen) in Italien. Ueberirdisch erschienen den kleinen Römerkriegern die gewaltigen blonden, blauäugigen Gestalten unserer Ahnen.
Berechtigt war die Furcht der Römer Wohl vor diesen nordischen Kriegern. Mit wenig Mühe schlugen sie 3 römische Heere völlig, und als sie nach Jahren wieder Italien betreten wollten, gelang es römischer Kriegskunst nur mit größter Anstrengung, sie zu besiegen, obwohl die Germanen sich in 2 Heere geteilt hatten und nur die Hälfte Menschen den Römern gegenüberstand. Der sogen. „Cimbrische Schrecken", d. h. die Angst vor den Stämmen der Cimbern und Teutonen, die von dem heutigen Schleswig-Holstein fortgewandert waren, lag den Römern noch viele Jahrzehnte in den Gliedern. Das alles geschah 113, 102 und 101 v. Chr. Geburt. Erst um 60 v. Chr. kommt der römische Feldherr Cäsar wieder in Berührung mit Germanen und schlägt sie durch die bessere Bewaffnung und größere Kriegskunst der Römer. Es waren diese Stämme die Sueven des Ariovists. Bei jenen Kämpfen werden zum erstenmale unsere eigentlichen Vorfahren, d. h. Leute aus der Prignitz gewesen sein.
Zu der Völkergemeinschaft der Sueven gehörten nämlich neben anderen Stämmen auch Semnonen und Langobarden. Diese beiden Volksstämme aber saßen sicher in der Prignitz, obwohl wir die genauen Stammesgrenzen innerhalb der Prignitz bis heute noch nicht bestimmt haben. Um Stammesgrenzen festzusetzen, bedarf es vielen Materials, und das ist bis jetzt noch nicht