Heft 
(1924) 2
Seite
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sodaß sie oft schon vom Pfluge beschädigt waren. Einige Gräber waren mit Steinen umpackt. Eine regelmäßige Anordnung ließ sich bei der Grabung nicht feststellen, bisweilen sind ältere Urnen durch jüngere Bestattungen zerstört. Die Gefäße, von denen ein Grab gewöhnlich nur eins enthielt, sind teils Schalen­urnen, teils einfache hohe Töpfe mit einwärts gebogenem Rande.

Die Schalenurnen (Taf. I 49, II 5) sind breit und niedrig. Sie zeichnen sich meist durch gefällige Formgebung und geschmackvolle Verzierung aus. Der Umbruch (die Stelle der größten Breite) liegt in der Mitte oder tiefer. Er ist teils weich und rundlich (Taf.I 8, II 5), teils scharf und kantig (Taf. I 6). Die Verzierung umzieht als ein horizontales Band die Schulter, bisweilen auch den Umbruch. Sie ist aus einfachen geometrischen Bestandteilen zu immer neuen Mustern zusammengesetzt. Wagerecht umlaufende Rillen, Furchen und Hohlkehlen (Taf. I 69, II 6), Wülste, die oft schräg gekerbt sind (Taf. I 6, 9), Schrägstrich­reihen (Taf. I 7) und Zickzackbänder (Taf. I 6, 7) betonen immer wieder die horizontale Richtung, die häufig durch Rosettenmuster (Taf. I ö, 9), Vertikal­ornamente (Taf. I 6, 7) und Knubben (Taf. II 5) unterbrochen wird. Bei einer Reihe von Schalenurnen finden sich auf dem Umbruch schräge und vertikale Wülste und Hohlkehlen. Einen kunstloseren Charakter zeigt die andere Gefäß- form, die häufig auf unserm Gräberfelds auftritt. Es ist ein einfacher Topf, dessen Rand nach innen eingebogen ist. Er ist in Kuhbier immer unverziert und trägt bisweilen an der Stelle seiner größten Breite 3 Knubben oder Knöpfe in gleichen Abständen voneinander. Ein Henkel hat sich an den Gefäßen von Kuhbier nur einmal an einer zerstörten Schalenurne gefunden. Es ist ein Knopfhenkel, der in den Friedhöfen von Dahlhausen sehr häufig gefunden ist, und gehört einem späten Entwicklungsstadium an. Die Gefäße sind nicht auf der Töpferscheibe hergestellt, sondern aus freier Hand geformt. Aus der Ver­breitung der besprochenen Formen geht hervor, daß sie nicht in der Fremde, sondern in unserer Landschaft und ihrer Umgebung hergestellt sind. Die Zer­brechlichkeit der schwach gebrannten Gefäße machte sie auch zu einem weiteren Transport untauglich. So haben wir in diesen ansprechenden Urnen Erzeugnisse einer heimischen Töpferkunst zu sehen.

Von den Beigaben, die in den Gefäßen lagen, sind die Fibeln (Sicherheits­nadeln) für die Forschung am wertvollsten. Sie sind aus Eisen, Bronze oder Silber hergestellt und dienten dazu, den Mantel oder die Jacke zn schließen, sie vertraten also den Dienst der Knöpfe an unserer Kleidung. Sie wurden in großer Zahl gebraucht und hergestellt; und die künstlerische Phantasie der germanischen Handwerker bildete sie zu immer neuen Formen um, die einander schnell ablösten und dem herrschenden Geschmack sich anpaßten. Wegen schnellen Wechsels ihrer Formen sind sie heute ein wertvoller Spiegel der Mode und der feinsten Geschmacksströmungen der damaligen Zeit und bieten uns sehr wertvolle Anhaltspunkte zur Bestimmung der Zeit. 2 Arten von Fibeln finden sich in den Gräbern von Kuhbier: eistens solche wie Taf. II 1. Sie zeichnen sich durch einen hohen Nadelhalter aus. Die Spirale und die Nadel sind aus einem andern Stück als der Bügel gebildet, die Fibel ist also zweigliedrig. Man nennt diesen Typuszweigliedrige Armbrustfibel mit hohem Nadelhalter". Fibeln dieser Art sind im 3. Jahrhundert nach Christus angefertigt und getragen, und ihre Formen gehören der Entwicklung des heimischen Metallhandwerks an. Die andere Art von Fibeln wird durch Taf. I 2, II 2, 4, 6 veranschaulicht. So verschieden diese Formen sind, gehören sie ihrer Entstehung nach zusammen. Sie lassen sich nämlich alle aus derFibel mit umgeschlagenem Fuß" herleiten, einer Form, die in Südrußland ausgebildet und von dort nach dem Nordwesten übertragen ist. Auch diese Fibeln sind alle zweigliedrig. Bald haben sie einen breiten, bald einen schmalen Bügel. Bisweilen ist er verziert (Taf. II 4, 6). Bemerkens­wert ist die Fibel, die Tas. I 2 abgebildet ist. Es ist eineSchildfibel", die auf dem Bügel und am Fuße je eine runde Metallplatte trägt. Die Platten trugen einst eine bunte Verzierung von geschliffenen Glasstücken oder Halbedel­steinen, wie Fibeln der gleichen Art beweisen, die in der Neumark und in