Heft 
(1925) 1
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Auch ini Kohlgarten bekam jeder Bauer seinen Streifen Land, um dort den berühmtenKnieperkohl" anzubauen. Im Walde hatte ein jeder bislang ge­schaltet und gewaltet, wie es ihm für gut schien. Von dem Tage des Inkraft­tretens der neuen Ordnung hatte er sich auf seinen Holzplan zu beschränken. Die kleinen Wiesen hinter den Höfender Hagen und die Bleichstelle" wurden auch der Teilung unterworfen. Jetzt konnten nicht mehr Zank und Streit entstehen und etwaige Vorrechte beim Wäschebleichen. Als Allmende galten nur noch derSteinberg", die Sandgrube im Norden des Dorfes, die Fahrstraßen und die Triften. (Die Vermessungskarte wurde im Jahre 1827 durch Danz an­gefertigt. Sie befindet sich beim Gemeindeborsteher.)

Die Separation hatte vor allen Dingen den großen Nutzen, daß sie mit der althergebrachten Dreifelderwirtschaft aufräumte. DasStücken"shstem hatte die Nachteile des Flurzwanges. Zu bestimmter Zeit hatte jeder Besitzer zu säeu und zu ernten. (Auf unserer Dorfflur haben sich bis heute noch die alten Flur­namen erhalten: wie Dörpstücke, Sandstücke, Biesterholzstücke, lange Stücke.) Nun begann die zweckmäßigere Bewirtschaftung des Ackers inSchlägen". Der Landwirt brauchte mit seinem Wagen nicht inehr des Nachbarn Feld zu über­queren; auf jedenSchlag" konnte man bequem von dem Hauptweg aus gelangen. Die einsetzende Fruchtwechselwirtschaft lohnte mehr. Der Boden wurde viel ertragreicher, weil dasBrachstück" wegfiel.

So wurden die Gedanken und Maßnahinen der weitschauenden Staatsmänner Stein und Hardenberg die Ablösung der Gutsuntertänigkeit und die notwendig darauf folgende Gemeinheitsteilung zum Segen des Bauernstandes und der Landwirtschaft auch in Blesendorf. Erhard Müller.

Die bronzezeitlichen Gräber von Zernitz.

Nach den Akten von Paul Quente*) herausgegeben von W. Matth es.

In dem Bronzezeitraum des Heimatmuseums fallen dem aufmerksamen Be­sucher in dem unteren Fach des Mittelschrankes einige Tongefäße auf, die sich durch ansehnliche Größe und die Rauheit der Außenfläche von den andern unter­scheiden. Sie stammen aus Gräbern, die vor etwa 10 15 Jahren in der Nähe des Bahnhofs Zernitz gefunden sind und verdienen besondere Beachtung und Aufmerksamkeit.

Es waren im ganzen 7 Gräber, die beim Stallbau auf dem Grundstück entdeckt wurden, das damals dem Maurer Borck gehörte. Grab 2, 6, 6 und 7 wurden von diesem gehoben, Grab 1, 8 und 4 von Paul Quente ausgegraben. Es ist ein glücklicher Zufall, daß sie noch erhalten waren, da auf dem Gelände schon vorher viel Sand abgefahren war.

Die Fundstelle ist durch ihre Lage bemerkenswert. Sie befindet sich dicht am Südrande der diluvialen Hochfläche, die sich von hier aus nach Norden als ein zu­sammengehöriges Ganzes, das nur von wenigen schmalen Niederungen durchschnitten ist, fast über den ganzen Kreis Ostprignitz erstreckt. Ungefähr 400 Meter südlich der Stelle beginnt der Rand der großen Niederung, die den Kreis im Süden ab­schließt. Solche Lage an der Grenze zwischen festem Diluvialboden und feuchter ' Niederung wählte der Mensch der Vorzeit gern bei der Anlage seiner Siedlungen. Und auch von andren Orten vom Südrand der genannten Hochfläche sind Funde bekannt geworden, die auf Siedlungen in prähistorischer Zeit schließen lassen, z. B. bei Breddin und Stüdenitz im Kreise Ostprignitz, bei Nackel, Lenzen, Wustrau und Alt-Friesack im Kreise Ruppin.

Auf dem genannten Grundstück befand sich Grab 1 unter dem Fundament des Stalles, Grab 2 wurde beim Unterkellern des Stalles aufgedeckt, Grab 3

*) In den Museumsakten von Quente ist eine genaue Beschreibung der Gräber und ihres Inhaltes mit reichem photographischen Bildmaterial vorhanden. Die Beschreibung von Quente ist mit geringen Aenderungen im vorliegenden Bericht übernommen.