mannen und 1500 Bürger dahin. Dazu legte 1042 ein Feuer die Hälfte der Stadt in Asche. Nur langsam erholte sich Pritzwalk von diesen Leiden. Die Häuser wurden aus Fachwerk neu erbaut. Die Wälle ebnete man im 18. Jahrhundert bereits hie und da ein und wandelte sie in Gärten. Die Bevölkerung hob sich während des 18. Jahrhunderts nicht über 1800 Seelen. Daß das heutige Stadtbild ein im Ganzen modernes Gepräge aufweist, ist die Folge des Brandes vom 1. November 1821, durch den das Rathaus mit dem Archiv sowie der größte Teil der Häuser in Asche gelegt wurde. Nach diesem Brande wurde die Stadt hauptsächlich aus Stein neu errichtet. Die Einwohnerzahl wuchs schnell an; 1850 betrug sie 4120, 1903 7809 Seelen; die Gemarkung umfaßt 3804 ha.
Heutzutage zeichnet sich Pritzwalk durch blühende Industrie vor allen anderen Städten der Ostprignitz aus; die Stadt scheint in ähnliche Bahnen wie Wittenberge einlenken zu wollen.
(Entnommen dem Werk: „Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg", Band Ostprignitz).
Das germanische Urnenfeld bei Pritzwalk aus der La Tène-Zeit.
Vorläufiger Bericht von Dr. Walter Matthe s.
Der Brauch der Feuerbestattung, der sich in der Großstadt der modernen Welt neben der Beerdigung der Leichen eingebürgert hat, ist für unseren Kulturkreis nichts Neues. Viele, viele Jahrhunderte haben unsere Vorfahren im Altertum ihn schon geübt und erst mit der Einführung des Christentums ist er aufgegebeu worden. Nachdem die älteste Bestattungsform die Beisetzung unverbrannter Leichen war, tritt die Verbrennung der Toten das erste Mal um 2000 vor Christus in der Prignitz auf. Den Beweis dafür liefern Gefäße mit Leichenbrand, die nach Form und Verzierung dem Ende der Steinzeit zuzuweisen sind.*) Doch wird damals die Verbrennung nicht allgemeiner Brauch. In der ersten Hälfte und m der Mitte des 2. Jahrtausends vor Christus (in der älteren und mittleren Bronzezeit) begräbt man die Toten wieder unverbraunt und erst in der vierten Bronzezeitperiode (ab 1200 vor Christus) dringt die Feuerbestattung hier allgemein durch. Die Knocheureste, die nach der Einäscherung übrig blieben, sammelte man in eine Touurne und setzte diese in der Erde bei. Begruben nun die Bewohner einer Ortschaft längere Zeit an der gleichen Stelle, so entsteht der Urnenfriedhof oder das Urnenfeld.
Diese Art der Bestattung wurde bei uns bis zur Auswanderung der Germanen (um 400 nach Christus) ununterbrochen geübt, im ganzen also 1600 Jahre. Es liegt dementsprechend eine große Zahl von Urnenfeldern im Boden unserer Heimat, von dem ein kleiner Teil bisher erst systematisch untersucht ist.
Auf die Bedeutung, die die Urnenfriedhöfe für die Erforschung unserer ältesten Heimatgeschichte haben, braucht an dieser Stelle wohl nicht ausführlich eingegangen zu werden. Bekannt ist ja, daß von den Gräberfunden die heimische Bodenforschung ausgegangen ist. Ohne ihre Untersuchung wäre die zeitliche Einteilung der langen, vorgeschichtlichen Zeiträume nicht in der zuverlässigen Art möglich geworden, an Hand ihres Inhaltes erkannte man Stilphasen vorzeitlicher Kunst und Verbreitung und Wanderungen der Völker. Leider ist unendlich viel von den alten Friedhöfen schon zerstört, nnd bei der intensiven Bodenbewirtschaftung der heutigen Zeit geht die Vernichtung in rasendem Tempo weiter. Die Urnen werden zertrümmert und die Knochenreste und Beigaben achtlos verstreut und zertreten. Wenn das so weiter geht, wird in wenigen Jahrzenten nichts mehr von den vielen, altehrwürdigen Grabstätten vorhanden und damit das letzte Mittel auf sinnier genommen sein, die älteste Geschichte
*) Sie sind bei Kötzlin von Paul Quente ausgegraben und im Heimatmuseum ausgestellt.