Heft 
(1926) 3/4
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unserer Heimat aufzuhellen. Drum ist es Aufgabe und Pflicht geiade der heutigen Zeih die so vieles zerstört, von den Nodenurkunden zu retten, was zu retten ist, um daraus die älteste Geschichte unseres Volkes zu gestalten aus Ehrfurcht vor den Geschlechtern, die vor uns waren und den Grund zu unserm Leben legten.

In diesem Sinne ist es aufs Aeußerste zu begrüßen, daß auf dem Acker des Herrn Uthernann bei Pritzwalk vom Museum zu Heiligengrabe ein germanisches Urnenfeld untersucht werden konnte, das sonst der völligen Zer­störung anheim gefallen wäre. Besondere Bedeutung gewinnt diese Ausgrabung dadurch, daß sie uns ein geschlossenes Gräberfeld aus einer Periode geliefert hat, die bei uns bisher nur spärlich durch Funde vertreten war.

Der Urnenfriedhof liegt gut 2 km südlich der Stadt an der Mesendorfer Chaussee, zwischen dem Ehausseehaus und der Buchholzer Grenze. Die Haupt­sundstelle befindet sich östlich der Straße, westlich von ihr waren die Nach­grabungen weniger erfolgreich. Die Gräber befanden sich also am Ostabhang einer flachen Erhebung, den uns Abbildung 9 auf Tafel 1 zeigt. Die Lage ist äußerst charakteristisch und läßt sich in ähnlicher Art bei vielen anderen Urnenfriedhöfen beobachten. Der Boden ist sandig und kiesig.

Die Ausgrabung führte zur Untersuchung von 139 Stellen. Davon erweisen sich 94 Stellen als Gräber, die anderen bestehen aus Steinpackungen ohne Gräber, dnnklen Gruben, Brandstellen und Einzelfunden. Die Urnen standen in der Regel ohne Steinschutz in der Erde. Eine Ausnahme machen zwei Gräber, die vor der systematischen Untersuchung beim Steineroden gefunden sind. Es sind die Stellen 97 und 98, die etwas nördlich von den andern Fundstellen liegen, etwa in der Höhe von Chausseestein 17,6. Hier soll jedes Gefäß auf einen: Stein gestanden haben, war von Steinen umgeben und von einem Stein bedeckt. Bei Grab 98 lagen noch die starken, kantigen Steine, die die Urne geschützt hatten. Ihr Durchmesser betrug etwa 60 cm und ihre Stärke 12 cm. Von Grab 97 waren Reste der Urne noch vorhanden. Nach der Art der Steiupackung ist zu vermuten, daß diese beiden Gräber älter als die andern sind. Außer diesen beiden besonderen Urnen fand sich noch eine, die durch Packung geschützt war, an Stelle 44 zwischen den andern Gräbern. In wenigen Fällen waren sonst zwei oder drei Steine neben den Urnen zu beobachten, zuweilen hatte man das Gefäß auf einen flachen Standstein gestellt oder einen Deckstein darüber gelegt. Die Hauptmasse der Gräber war jedoch ohne jeden Schutz in die Erde gesetzt (s. Abbild. 10, 16 und 18 auf Tafel 1 und 2), und zwar sind dabei die sandigen Strecken des Bodens vor den kiesigen bevorzugt.

Nicht immer ist der Leichenbrand in einem Gefäß geborgen. In einigen Fällen war nur ein Knochenhäufchen im Boden zu finden, so an Stelle 16, 72 und 94. Bei 94 lagen die Knochen auf einem flachen Stein; und die Erde in der nächsten Umgebung war bräunlich-grau gefärbt, sodaß anzunehmen ist, daß der Leichenbrand in einem Behälter aus vergänglichem Material niedergelegt ist.

Eine regelmäßige Anordnung der Gräber war nicht festznstellen. Wenn auch einige Gefäße in einer Reihe zu stehen schienen, macht das Gesamtbild doch den Eindruck der Unregelmäßigkeit und Planlosigkeit. Die Tiefe der Gräber schwankt zwischen 12 und 80 cm, doch halten sich die meisten in einer Tiefe von 26 bis 50 cm.

Eine interessante Erscheinung bildeten Gefäße, die in einigen Fällen dicht neben einer Urne, sonst aber auch für sich allein standen und keinen Leichenbrand enthielten, während sie im Wesentlichen dieselbe Form wie die Urnen haben. Sie waren mit Sand gefüllt und die nähere Untersuchung ergab nur 1 oder 2 Stücke Räncherharz, Holzkohlenreste oder geringfügige Eisenbeigaben als Inhalt. Solche Gefäße standen an den Stellen 1, 10, 12, 30, 66,96, 106108,119, 122 und 126 (vgl. Tafel 2,14 links und 16). Die Beigabe von Räucherharz ist ja eine häufige Erscheinung auf den germanischen Friedhöfen unserer Gegend, und sowohl in Mecklenburg wie in der Prignitz ist sie bis in die spätgermanische Zeit geübt (f. Dahl­hausen und Kuhbier). Es handelt sich um kleine Stücke einer leicht brennenden, harzigen Masse, die bei den Bestattnngsfeierlichkeiten eine bestimmte Verwendung gehabt