— 28 —
haben müssen. Auch diese Gefäße ohne Leichenbrand standen gewöhnlich ohne Steinschutz in der Erde, nnd selten ist eine Steinpackung oder ein Deckstein. Das Gesas; 1l9 stand neben einer Steinpacknng, in der ein rätselhafter Gegenstand aus Eisen und Bronze zu Tage kam. Und dicht neben dem Gefäs; 126 befand sich eine dunkle Stelle mit großen Brocken Holzkohle und Scherben, welche zum Teil bon Steinen begrenzt war. Da hier die Beisetzung des leeren Gefäßes mit der Brandstelle sicher in Zusammenhang steht, erscheint es als sehr wahrscheinlich, daß beide mit feierlichen Zeremonien bei oder nach der Bestattung in Verbindung zu bringen sind.
Auch sonst gehören dunkle Gruben und Brandstellen nicht zu den Seltenheiten auf dem Grabungsgelände. In den einzelnen Fällen konnte nicht immer der Nachweis erbracht werden, daß sie mit den Gräbern gleichzeitig waren, wie ja die Ausdeutung der dunklen Stellen oft mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. Die Möglichkeit muß immer im Auge behalten werden, daß ein Teil von ihnen einer älteren Zeit angehört. Es kamen nämlich im Verlauf der Grabung zwischen den Urnen auch Einzelfnnde zu Tage, die einer früheren Periode als das Gräberfeld angehören: eine Pfeilspitze aus Feuerstein und eine steinzeitliche Tongefäß-Scherbe, die mit horizontalen Schnnrlinien verziert ist. Sie erweisen, daß der Mensch der Steinzeit diesen Platz schon betreten hat. Möglicherweise hat er hier sogar schon gewohnt und dann könnte ein Teil der dunklen Gruben und Brandstellen als Rest einer steinzeillichen Siedlung angesprochen werden. Doch ist diese Frage noch nicht geklärt, und ihre Lösung muß der Zukunft überlassen bleiben.
Zn erwähnen sind noch drei große Steinpacknngen, die sich dicht unter der Humusschicht freilegen ließen. (Taf. 1,11). Sie enthielten keine Gräber, sondern Holzkohle und Scherben zwischen und unter der Packung und zum Teil auch Brandstellen. Am meisten Interesse verdient die Packung bei Stelle 77. Hier befindet sich unter einer zwei- bis dreifachen Schicht geschlagener Steine eine Brandstelle, die eine Länge von 2,40 m und eine Breite von 1,36 m hat. Mit ihrer tiefschwarzen Füllung, die reichlich mit Holzkohle durchsetzt ist und mehrere Schichten mürbegebrannter, kohlschwarzer Steine enthält, reicht sie bis in eine Tiefe von 1,20 m hinab. Am Ostende fand sich eine Tonschale, die vom Brande stark zerstört ist. Eine einwandfreie Deutung läßt sich für die Packung und die Brandstelle noch nicht geben. Doch wird sie nur mit bestimmten Bestattungssitten in Zusammenhang zu bringen sein, über die wir vielleicht durch spätere Ausgrabungen und Beobachtungen Klarheit gewinnen können.
Die Gefäße. In einem trostlosen Zustande der Erhaltung war der größte Teil der Gefäße. Da sie meist ohne Steinschutz in der Erde standen, hatte der Pflug schon große Verheerungen unter ihnen angerichtet. Einige waren ganz zertrümmert, bei andern war der obere Teil abgepflügt (Taf. 2,16u. 18),wieder andere waren aus ihrer ursprünglichen Lage gerissen und umgeworfen. Trotzdem ist es gelungen, eine stattliche Zahl einwandfrei wieder herzustellen, sodaß im Museum ein kleiner Schrank damit gefüllt ist. Ein Teil davon wird auf Tafel 1 und 2 abgebildet. Die Machart ist die übliche „prähistorische": nicht allzu starker Brand, ohne Töpferscheibe gefertigt. Die Außenseite ist zum Teil rotbraun oder braun und stumpf oder glänzend schwarz. .Eine Hauptform ist eine mehr oder weniger flache Terrine mit weiter Oeffnung und schräg ausladendem Rand, die nach einem Fundort Ripdorf die Bezeichnung „Ripdorfer Terrine".führt. (Taf. 1,13, 2,14 u. 17.) Daneben sind höhere, meist bauchige Gefäße mit enger Oeffnung nnd kurzem Rande häufig. (Taf. 2,16.) Ein besonderes Charakteristikum bei einigen von ihnen ist ein besonderer Absatz oder ein Wulst aus der Schulter dicht unter dem Rande. Mehrfach saßen bei den hohen Gefäßen auf der Schulter 2 Knubben oder 2 Oesen- henkel, welche häufig abgeschlagen waren. (Taf. 2,15.)Zweihenklig war auch einhoher, eiförmiger Topf (Taf. 1, 12.); auch bei ihm saß nur noch ein Henkel dran, während der andere daneben im Sande lag. Verzierung findet sich nur auf einem Teil der Gefäße. Die Muster sitzen entweder auf der Schulter als wagerechte, oder auf dem Unterteil des Gefäßes als senkrechte Streifen und setzen sich aus Linien und Punktreihen zusammen. Charakteristisch ist, daß sie nur fein eingeritzt sind und nicht allzu