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größerem Maße anzuziehen und vermutlich auch, um ihrem Abströmeu nach Alt-Krüssow wirksam zu begegnen, ließ man im Jahre 1516 die Legende vom Ursprünge des Klosters bei Ludwig Dietz in Rostock in lateinischer Sprache drucken und verkaufte sie an die Besucher des Klosters. Vermutlich wurde sie aber auch an anderen Orten feilgehalten. Dieser Ausgabe, die wir nicht kennen, da sie in keinem einzigen Stück erhalten ist, folgte im Jahre 1621 eine deutsche Ausgabe, die ebenfalls bei Ludwig Dietz in Rostock erschien, und die mit 15 Holzschnitten geschmückt war. Von dieser Ausgabe hat sich ein einziger Abdruck erhalten, der hier wiedergegeben wird. Elf Jahre später, 1532, ließ die Aebtissin Anna von Rohr 15 Bilder und eine Schrifttafel — sämtlich auf Holz — anfertigen und am Chore der Kapelle aufhängen. Die Bilder entsprechen im allgemeinen den Holzschnitten des Druckes von 1621. Von diesen fehlt der Titelholzfchnitt, da bereits ein Bild des auferstehenden Heilandes auf dem Stein über dem „Grabe" in Lebensgröße ausgehauen war, und das Bild von der Hinrichtung des Juden. Statt dessen finden wir zwei andere Bilder, von denen das eine das Festmahl des Markgrafen Otto, das andere die Ankunft des markgräflichen Boten im Kloster Neuendorf darstellte. Ob nun der erwartete Erfolg eintrat und die Zahl der Besucher zunahm, bleibt ungewiß. Wir stehen ja schon mitten in jener großen Wende der Zeiten, in der unser Luther sein großes Werk begonnen hatte und dem deutschen Volke aufs neue das Evangelium, die frohe Botschaft, verkündigte. Auch Heiligengrabe öffnete, wenn auch nach langem Widerstande, seine Pforten der neuen und doch eigentlich alten und ursprünglichen Lehre von dem alleinigen Heil der Menschen in Jesus Christus durch Gottes Gnade. Mit der Reformation war dann auch die Geschichte des Heiligen- graber „Wunderblutes" und seiner Verehrung, die wir hier in einigen Bildern in gedrängter Kürze an uns vorüberziehen sahen, zu Ende. Was aus dem „Wunderblut" geworden ist, das in einem Kristallgefäß und einem seidenen Tuche aufbewahrt wurde, weiß niemand. Vielleicht hat man es wie das Wilsnacker
„Wunderblut" in evangelischer Zeit „verstöret und verbrannt".
Heut erinnern an jene alte Zeit nur noch einige Pilgerhemden, die noch aus dem Mittelalter aufbewahrt werden, und die Bilder von 1532, von denen sich sieben und die Schrifttafel erhalten haben. Sie hängen im Vorraum der Klosterkirche. Die anderen acht sind leider im Laufe der Zeiten verloren gegangen. Vor allem aber zeugt von dieser vergangenen Zeit und den Tagen