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der ständigen Wassergefahr steht. Es ist bekannt, daß andere Vögel eigene und fremde Eier wegtragen können. Das Rebhuhn kann zum Beispiel ein ganzes Gelege wärend einer Nacht fortbringen, und es ist möglich, daß der Taucher, dessen Eier durch das Wasser keinen Schaden erleiden, infolge ihrer großen Schwimmfähigkeit ein Mittel hat, sie wieder in das Nest zu retten, wenn sie hinaus gerollt sind.
In der Regel dürften beide Vögel brüten, aber das Weibchen trägt die schwerste Verantwortung. Der Taucher hat eine merkwürdige Art, seine Eier zu schützen. Wenn der Vogel jemand im Schilf herankommen hört oder sich aus einer anderen Ursache vom Schilf fortbegeben will, bedeckt er die Hellen Eier mit einer Lage von Blättern, und wenn jemand dahin kommt, sieht das ganze Nest wie ein zwecklos zusammengeworfener Haufen von vermoderten Gewächsen aus. Aber ein scharfes Auge kann vielleicht zwischen der Blätterdecke die Rundung eines Eies schimmern sehn, und wenn man dann die Hülle wegnimmt, so liegt das Tauchernest entschleiert da. Im allgemeinen gelingt es den Tauchern, durch diese Verhüllung ihre Eier vor den Krähen, oft auch vor den Menschen zu verbergen. Das Wasser ist so dunkel im Schilf und die vermoderten Gewächse heben sich gegen die Umgebung nicht ab. Aber falls der Vogel erschreckt oder gezwungen werden sollte, die Eier hastig zu verlassen, ohne sie zu bedecken, dann leuchten sie weithin.
Nach drei Wochen eifriger Brütung schlüpfen die kleinen zebragestreiften Jungen aus, und dann hört man ihre rauhen Schreie überall im Schilf. Die Eltern nehmen sie sofort mit sich vom Nest und führen sie zu einer Stelle, wo es reichlich leicht sangbare Tiere im Wasser gibt. Die Kleinen können dann noch nicht tauchen und auch kaum richtig schwimmen, sondern sie müssen ihre erste Reise auf dem Rücken der Eltern unter deren Flügeln antreten. Und dann dauert es nicht mehr viele Tage, bis die Jungen gelernt haben, sich im Wasser zu bewegen (Abb. 1). Aber die allerersten Tage sind sie hilflos. Verfolgt jemand dann ein Paar Taucher über dem See, so kann er sehen, wie die Jungen ihren Kopf aus dem Rückenfedern der Alten Herausstrecken, und geht das Boot dann scharf an sie heran, so tauchen diese mit den Jungen unter. Möglicherweise gelingt es den Jungen, sich festzuhalten und so zu entkommen. Aber meist verlieren einige der Kleinen den Halt und treiben zur Oberfläche empor. Da liegen sie dann schreiend oder schwimmen ratlos hin und her. Wenn das Boot dann nahe genug heran-
