Das ersie Jägerlatein.

Skizze von A. v. Auerswald.

Der große Cäsar, der sich in seinen Siegeszügen gegen die Gallier und Germanen bereits mit soviel Verrat befleckt hatte, daß es sogar seinen Landsleuten zu viel wurde und ehrenwerte Männer verlangten, er möchte als Verbrecher vor den Senat gestellt und zum Tode verurteilt werden, verfaßte zu seiner Rechtfertigung ein Werk über die Kriege, die er geführt, und schilderte dabei auch die Verhältnisse in den für die Römer so unerforschten Gebieten. Er ahnte nicht, daß das, was er niederschrieb, geeignet war, ihn noch nach Jahr­tausenden ein wenig lächerlich zu machen, und daß er einem — nun, sagen wir, altgermanischen Förster ganz einfach aufge­laufen war.

Unter Cäsars Dolmetschern befand sich auch ein junger Suebe aus ostelbischem Land. Wie er dort hingekommen war, ist unbekannt. Das junge Blut ist eben schon damals reise­lustig und unternehmend gewesen. Kurz und gut, der junge Sieghardt nahm unter dem Gefolge des Cäsar eine ganz ehren­volle Stelle ein, trug weiches, höfisches Gewand, betrachtete mit Aufmerksamkeit und von leiser Verachtung gemischtem Staunen die erzgeschienten Krieger, dachte an die Schwerter­tänze der nackten Jünglinge in seiner Heimat, freute sich, wenn ihm eine Gewandnadel oder eine Armspange als Lohn wurde, und suchte in seinem jungen Barbarenschädel einen Ausgleich zu finden zwischen dem Neuen, das ihm hier auf Schritt und Tritt entgegentrat, und den alten Bildern seiner Heimat.

Da begab es sich eines Tages, daß unter den vielen Ge­stalten, die im Lager ab- und zugingen, auch ein älterer Mann auftauchte, mit einem Schwert an der Seite, und außerdem mit Lanze, Pfeil und Bogen bewaffnet. Er trug Bundschuhe, Hosen, die an den Fußgelenken mit Riemen umschnürt waren, eine Art kurzer Joppe uud an der Seite gerollt einen Woll- mantel. Sein volles, graues Haar war mit kleiner anschmie­gender Mütze bedeckt. Aus dem von Wind und Wetter ge­furchten Gesicht schauten unter dichten, buschigen Brauen blitzende,