Heft 
(1930) 1
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zur pommerschen Armee Wrangels. Dieser wäre sicher über eine Anklage gegen beide verschnupft gewesen. Vitzthum war der gefährlichere Nebenbuhler, es genügte Bauer, wenn er diesen allein durch seine Anklage unschädlich machte.

Gegenüber dem Herzog ist BauerEuer fürstlichen gnaden" (E. f. g) bis zum Erbrechendemütiger Diener". Gleichzeitig setzt er dem neutralen Herzog durch seineBitte" um Pferde die Daumenschrauben an. Heute sollen dieeroberten" Ge­schütze in sein eigenes Depot nach Wismar wandern, am nächsten Tage verspricht Bauer diesen Teil der Beute seinem Mit-Feld- maischall Wrangel für dessen Depot in Stralsund, um diesen für seine Pläne gegen Vitzthum zu gewinnen. Bauers Wahr­heitsliebe ist groß, ebenso groß wie seine Dankbarkeit gegen Vitzthum, dem er allein seine Rettung bei Wittstock verdankte.

Das Hungertuch von Heiligengrabe.

Von Annmarie v. Auerswald, Heiligengrabe.

Unter den alten Stickereien, die sich im Besitze des Stiftes Heiligeugrabe befinden, kann sich eine rühmlich neben den herrlichen Arbeiten des Domes von Brandenburg und der Klöster Marienberg, Wienhausen und Lühne sehen lassen. Es handelt sich um ein sogenanntes Hunger- oder Fastentuch, also um eine Arbeit, die bestimmt war, in der Fastenzeit das Kruzifix und den Altar zu verhüllen. Natürlich müssen solche Stücke eine erhebliche Größe haben und so hat auch das Heiligengraber Tuch eine Länge von 8,2 in und eine Höhe von 1,60 in. In zwei übereinandersteheuden, durch einen gestickten Streifen ge­trennten Reihen erzählt es die Heilsgeschichte, anhebend von der Verkündigung bis zu der Erscheinung Christi vor Maria Magdalena. Unterbrochen wird die Reihung durch den in der Mitte in einer Mandorla thronenden Christus als Weltrichter. iAbb. siehe Tafel am Schluß des Heftes.)

Das seltene Stück wird in den Knnstdenkmälern der Provinz Brandenburg nicht erwähnt, und das hat seinen Grund. Durch Jahrhunderte hat es ein unbeachtetes Dasein in der kleinen Kirche von B reite nfeld geführt, einer Patronatskirche des Stiftes. Hier hat der damalige Lehrer Otto Meyer es im Jahre 1888, seiner Aussage nach ganz zerdrückt und ver­staubt, hinter dem Altar liegend vorgefunden, hat es gereinigt,