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als Opfertier dargestellt ist, und in dein Gewand des einen Johannesjüngers, der dann Jesu nachsolgte. Das Hakenkreuz ist ein uraltes, im Morgen- und 'Abendland weit verbreitetes Lichtsymbol. Sind auch die anderen Muster und Zeichen ans den Gewändern symbolischer Natur? Einige von ihnen erinnern überraschend an heilige Zeichen, die sich aus orientalischen Geräten, beispielsweise chinesischen, finden. Dürsen wir das als zufällige Uebereinstimmnng betrachten oder liegen hier Zusammenhänge irgendwelcher Art vor? Lassen sich die Verschlingungen durch Zurückgreifen aus alte Flechtbandmotive erklären? Oder stehen wir Einwirkungen aus dem Osten, die durch die Kreuzzüge hereingetragen worden sind, gegenüber? Das 13. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Mystik. Werden von einer in geheimnisvollen Beziehungen lebenden Zeit uralte Zeichen wieder angenommen und als Darstellnngsmittel sür Heiliges verwandt? Das sind viele Fragen, denen die Beantwortung noch fehlt. Aber eine Hindentung auch ans diese Möglichkeiten darf bei Besprechung dieses wichtigen Kunstwerkes nicht fehlen. Sie sind schon aus dem Grunde nicht ganz abzuweisen, als auch ein Teil der Technik ans dem Orient stammt. Der hier häufig verwandte Plattstich ist beispielsweise ägyptischer Herkunft, wie ja überhaupt der Orient noch heute die Heimat der kunstvollsten Handarbeiten ist. Mit der Technik aber übernimmt der Lernende sehr oft auch einen Teil des Inhalts.
Wenden »vir uns nun den einzelnen Teilen der Darstellung zu! In dem Mittelstück ist Christus in der Glorie dargestellt. Er thront auf einem Bogen, auf einem zweiten ruhen die durchbohrten Füße. Er ist von einer in gotischer Weise nach beiden Seiten spitz zulaufenden Mandorla umgeben. Der linke 'Arm tritt eckig hervor, die Hand scheint etwas zu halten. Die rechte Hand ist mit drei anfragenden Fingern erhoben. Das Gewand ist mit kurzen, gleichseitigen Krellzen gemustert. Es zeigt in der Mitte einen dunkleren Gurt und am Halse einen kleinen eckigen Ausschnitt. Das Gesicht ist bärtig. Von der Mitte der Stirn steigt ein eigentümlicher Zacken empor. Auch in dem Heiligenschein ist das Kreuz angedeutet. Die Mandorla ist außen in den vier Ecken von der symbolischen Darstellung der vier Evangelisten umgeben. Links oben sehen wir Matthäus als geflügelten Menschen mit goldenem Heiligenschein, die Flügel in goldeneil Spitzen auslaufend. Die Gestalt ist wie im Fluge bewegt. In der rechten Hand hält sie ein Spruchband. Das Gewand zeigt ein Muster von kleinen Würfeln. Rechts sehen wir Johannes als Adler. Leider sind der rechte Flügel und d'ie Krallen zerstört. Auch er ist im bewegten Fluge dargestellt,