Heft 
(1930) 1
Seite
25
Einzelbild herunterladen

25

hervorgehoben-, bei dem ersten und dritten König dunkle, schwere, feierliche Muster, bei dem initiieren ein leicht und beweglich erscheinendes.

An die Anbetung schließt sich eine Darstellung, die nicht gleich verständlich ist. Ein bärtiger Mann, vor dem ein rund­licher Napf steht, wendet sich mit einer gleichsam zweifelnden oder leicht abwehrenden Bewegung einem vor ihm stehenden, jüngerem Manne zu, der, den Kopf heftig geneigt, beide Arme bittend oder fordernd nach ihm ausstreckt. Hinter dem bärtigen Manne stehen zwei Jünglinge. Der vordere hält mit der linken Hand ein Buch, die rechte hat er erhoben. Der zweite hebt die linke Hand wie in staunendem Hinweisen. Man möchte zunächst an die Fußwaschung denken, sieht man aber näher zu, so verbietet sich eine solche Deutung. Der bärtige Mann in der Mitte hat keinen Heiligenschein, der Bittende aber hat den Heiligenschein mit dem Kreuzeszeichen, wie wir ihn schon bei dem - triumphierenden Christus sahen und in den anderen Christnsdarstellungen wiederfinden werden. Die beiden Jüng­linge haben goldene Heiligenscheine, wie Maria und der Ver- kündigungsengel. So bleibt nur eine Deutung für das Bild: Christus verlangt von Johannes die Taufe, und hinter Johannes stehen die beiden ersteil Jünger, die der Herr sich gewann. Ein runder Napf aber symbolisiert den Jordan.

Damit enden die Darstellungen in der oberen Reihe des Tuches. In der untereil beginnt nun die Erzählung der Passions­geschichte. Wir sehen den Verrat und die Gefangennahme. Christus steht in der Mitte, eigentümlicherweise in einem ge­teilten Gewand, einem kleingemusterten, anschließenden Oberkleid und einem rockähnlichen, großgemusterten Unterkleid. Man kann ans der Darstellung nicht recht erkennen, ob ihm vielleicht ein Teil des Oberkleides abgerissen ist. Er hält beide Hände in einer eigentümlich abwehrenden Gebärde vor die Brust gespreizt. Rechts und links voll ihn: stehen zwei Männer im Judenhnt, wie die Inden ihn im Mittelalter tragen mußten. Der rechte faßt ihn an die Schlüter und hat ihm vielleicht den Mantel abgerissen, der andere links, Judas, scheint ihn um­armen zu wollen. Dahinter steht ein Mann mit Schwert und Krone. Er ragt aus einem kleinen Untergestell mit Fenster- und Türandeutungen heraus, symbolisiert also vielleicht nur die hinter dieser Gefangennehmung wirkende Macht.

Die nächste Szene zeigt die Geißelung und Verhöhnung Christi. In merkwürdiger Verschlingung ist die Gestalt des Heilands um einen Pfahl herumgewunden. Füße und Hände sind gefesselt. Er ist nur mit einem Schurz bekleidet, der Ober-