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nach der Reformation in Verachtung und Vergessenheit geraten, zerstört und verbrannt worden im dreißigjährigen Kriege. Jedes übriggebliebene Stück hat viele Geschwister gehabt. Wir sind dankbar auch für das Wenige, das auf uns gekommen ist und uns von einer versunkenen Zeit erzählt.
Ein märkischer Eulenspiegel und seine Streiche in der Prignitz.
Von Dr. Johannes Simon-Spandau.
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Nicht immer sind die Menschen in Deutschland im Grunde ihres Wesens so lebensfreudig und so zum Lachen und Spaßen aufgelegt gewesen wie im 16. Jahrhundert. Uns allen ist ja die Gestalt des Eulenspiegel seit den Tagen der Kindheit lieb und vertraut, die Gestalt jenes Weisen im Narrenkleide, an dessen lustigen Streichen und Schwänken nicht nur seine Zeitgenossen, sondern wie sie auch ungezählte andere die lebhafteste Freude hatten. Und der Eulenspiegel steht keineswegs allein. Außer ihm hat es eine stattliche Zahl von Spaßvögeln gegeben, deren Schwänke man sammelte und immer und immer wieder neu herausgab. Daneben wurden auch andere Schwanksammlungen beständig neu aufgelegt, in denen allerlei lustige Geschichten und kurzweilige Späße berichtet wurden, wie man sie sich auf Reisen, in Herbergen und im geselligen Kreise zu erzählen Pflegte. Man gab diesen Sammlungen so bezeichnende Namen wie „Wegkürzer", „Rollwagenbüchlein", „Rastbüchlein", „Nachtbüchlein", „Wendunmut", „Gartengesellschaft" usw.
Zu diesen Schwankbüchern des 16. Jahrhunderts gehört auch die Sammlung der Schwänke des Hans Clauert, der ein Kind der Mark war. Seine lustigen Streiche und kurzweiligen Schwänke haben ihm den zutreffenden Beinamen eines „märkischen Eulenspiegels" eingetragen. Ja, mitunter hat man ihm sogar einen gewissen Vorzug vor dem „echten" Eulenspiegel einräumen wollen. Die Erinnerung an ihn ist in seiner Vaterstadt Trebbin bis in die jüngste Zeit hinein lebendig gewesen. So hörte Theobald Raehse, als er Nachforschungen für seine Neuausgabe (1882) anstellte, noch eine Erzählung, die nicht in das alte Schwankbuch ausgenommen worden ist.