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Am meisten hatte seine Frau Margarete darunter zu leiden; denn mit leeren Kassen ist schlecht Haushalten. Darum verklagte sie ihn beim Rat der Stadt, der Clauert gebot, seinem Weibe bisweilen zu folgen, wenn sie ihm etwas Gutes raten würde. Er faßte diesen Befehl allzu wörtlich auf und erwischte einen starken Prügel, mit welchem er seinem Weibe zu folgen gedachte. Als sie sah, was ihr bevorstand, lief sie eiligst zum Hanse hinaus. Clauert aber ging zum Rat und bat ihn, er möge doch seinem Weibe befehlen, es solle auf ihn warten; denn er sei müde und könne ihr sonst nicht folgen. Darüber mußten natürlich alle Anwesenden so lachen, daß sie darauf verzichteten, ihn zu erziehen und ihn bei seiner alten Weise bleiben ließen. Wer aber nicht verzichtete, das war seine
Frau, die sich mit ihrer Klage sogar an den Kurfürsten Joachim II von Brandenburg wandte, bei dem Clauert wegen seiner Schelmenstücklein wohl in Gunst stand, um — wieder vergeblich! — Hilfe bei ihm zu suchen.
Das war ja das eigenartige bei Clauert, daß er nicht nur die breite Masse des Volkes auf seiner Seite hatte, sondern ebenso bei hochgestellten Personen beliebt war. Beim Kurfürsten Joachim hatte er darum Zutritt, so oft er es wünschte. Damit soll keineswegs gesagt sein, daß er ein Hofnarr üblicher Prägung war. Nicht minder beliebt als beim Kurfürsten war er bei dessen einflußreichem Niotgeber Eustachius von Schlieben, dem Hauptmann von Trebbin und Zossen, der ihn auch als Vogelsteller in seine Dienste nahm. Je länger, je mehr entwickelte sich Clauert überhaupt zu einem Gelegenheitsarbeiter, wobei die Gelegenheit, die er am liebsten wahrnahm, die war, daß er zusah, wo er gut essen und trinken könne, ohne viel dafür tun zu müssen, und daß er keine Gasterei oder Kirchweih in Trebbin oder in irgend einem der Dörfer verschlief. Wenn es nur irgend sich machen ließ, so kam er dann vor drei Tagen nicht wieder nach Hans. Obwohl nun Clauert so wenig wirtschaftlich war und so garnicht auf den Fortgang seines Geschäftes sah, sein Hauswesen hatte trotz allem immer seinen guten Bestand. Man konnte sogar noch einen Knecht halten. Das aber war eben nicht Clauert, sondern der Tüchtigkeit seiner Frau zu verdanken.
Clauert ist endlich nach mannigfachen Schicksalen im Jahre l666 an der Pest gestorben. Durch einen glücklichen Umstand ist sein Bild erhalten geblieben. Aber mehr noch als im Bilde lebt er in seinen Schwänken weiter, denen wir uns nunmehr zuwenden wollen.
