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bis ihn sein Freund auf den Fuß trat, um ihm zu zeigen, daß irgend etwas nicht in Ordnung sei. Nach und nach kamen die Bauern heraus und fragten ihn schließlich nach seinem Handwerk. Clauert antwortete ihnen unverzüglich: „Ich bin Prediger und suche Dienst!"
Nach kurzer Beratung luden die erfreuten Bauern Clauert und seinen Gefährten zu einem Trunk ein. Die ließen sich nicht lange bitten und gingen hinein. Der Küster des Dorfes wollte gleich lateinisch mit Clauert reden, der aber nur ein einziges, noch dazu nebensächliches Wörtlein Latein kannte. Cr antwortete darum dem Küster: „Lieber Freund! Es ist nicht gut, daß man bei solchen Leuten viel Latein redet, die es nicht verstehen. Die Nachbarn möchten meinen, es würde ihrer im Argen gedacht!" Das freute die Bauern sehr und sie wurden mit Clauert einig, er solle ihnen am anderen Tage eine Probepredigt halten, alsdann wollten sie ihn zum Pfarrer annehmeu. Sie hielten ihn wahrscheinlich für einen einfältigen Menschen, bei dem sie auf ihre Rechnung zu kommen hofften. Cs wurde denn mich so fleißig getrunken, daß Clauert die Messe fast verschlafen hätte.
Als es nun anfiug zu tagen, fing der Küster mit dem Läuten au. Tauerbier hörte es und weckte Clauert mit den Worten: „Hörst du nicht, wie man dich ruft, daß du predigen sollst!" Clauert bekam einen Schreck. Rasch raffte er seine Kleider zusammen, und dann ging es über einen hohen Zaun, durch einen großen Graben. Endlich waren sie im Walde, wo sie sich fertig anziehen wollten. Da entdeckte Fabian, daß er einen Strumpf verloren hatte. Clauert riet ihm, sich doch den Strumpf zu holen. „Hole ihn der Teufel und nicht ich! Kannst du predigen, so beweise deine Kunst. Sonst werde ich meinen Strumpf wohl nicht mehr bekommen!"
An diese Geschichte fügt Krüger folgende „Moral" au:
„Wen du nicht keimst, dem gib kein' Lohn, er Hab die Arbeit denn getan; denn ungewiß du ganz noch bist, ob bei ihm Kunst vorhanden ist.
Drum kann man keinen Menschen loben, der nicht gewesen auf der Proben.
Kann er schon von der Farbe schwätzen, darfst du ihn nicht dafür gleich schätzen.
Wer etwas kann, erwart' die Zeit, bis ihn berufen andre Leut, die seine Kunst zuvor erfahren.