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an den Ort bringen, wo die Märker zu finden seien. Der Jude hoffte auf ein glänzendes Geschäft und folgte dem Clauert voll Freuden. Clauert aber führte ihn auf den Kirchhof zum Beinhaus und sagte: „Sieh da, Jude! Hier liegen die ältesten Märker, die jetzt zu finden sind. Darunter magst du dir die besten auslesen, soviel dir gefallen; denn ältere weiß ich dir nicht nachzuweisen." Der Jude mußte, obwohl er ungehalten war, die Zeche, die er für Clauert bezahlt hatte, verschmerzen und obendrein noch dessen Spott ertragen.
Wir hatten oben bereits erzählt, daß Clauert von seinem Weibe beim Kurfürsten verklagt worden war, als er seinen Handelsgewinn im Spiel verloren hatte. Der Kurfürst hatte schon von Clauert gehört und wollte die Gelegenheit benutzen, ihn persönlich kennen zu lernen. Er ließ ihn also auf einen bestimmten Tag vor sich bescheiden. Clauert erschien, wurde auch verhört und erhielt einen Befehl an Eustachius von Schlieben, den Hauptmann von Trebbin und Zossen, nach dem Clauert wegen des verspielten Geldes bis zur Ankunft des Fürsten gefangen gesetzt werden sollte; denn der Kurfürst wollte einige Tage darauf nach Trebbin kommen. Clauert roch indes den Braten und ließ sich den Brief von einem Schüler für drei Pfennige vorlesen. Als er den Inhalt vernahm, warf er den Brief in die Spree und ließ ihn schwimmen, ging selber statt nach Trebbin in den Bernauischen Bierkeller und blieb drei Tage da. Als nun der Kurfürst nach Trebbin kam, verlangte er, man möge Clauert aus dem Gefängnis ihm vorführen. Wie erstaunte er aber, als er hörte, Clauert sei garuicht im Gefängnis, man habe auch keinen Befehl erhalten, ihn gefangen zu fetzen. Eiligst schickte er nach Clauert und fragte ihn: „Wo hast du den Brief gelassen, den wir dir gegeben haben?" — „Hoho, gnädigster Herr, ist der Brief noch nicht hier?" — „Wie soll er hier sein, wenn du ihn nicht hergebracht Haft! Wo hast du ihn gelassen?" — „Gnädigster Kurfürst und Herr, Ew. Kurf. Gnaden hatten mir befohlen, daß ich den Brief eilends hierher bringen sollte. Nun hatte ich in Berlin noch viel auszurichten, so daß ich vor zwei Tagen nicht wegkommen konnte. Darum warf ich den Brief in die Spree, daß er vorwegschwimmen und desto zeitiger ankommen möchte. Nun wundert es mich nicht wenig, daß er über Erwarten lange ausgeblieben ist!" — Darüber mußte der Kurfürst so lacheu, daß er Clauert laufen ließ, obwohl er vorgehabt hatte, ihn ernstlich zu bestrafen. Seit der Zeit war es auch, daß Clauert zun: Kurfürsten kommen konnte, wann er wollte.