Heft 
(1930) 1
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des Rats aber riefen seiner Frau zu und boten ihr zu trinken. Das erboste sie noch mehr, so daß sie noch heftiger schalt und endlich brummend davonging.

Kaum daß sie weggegangen war, meinten die Herren zu Clauert:Hans, nun könnt Ihr ruhig heimgehen und Euch waschen lassen, die Lauge ist gut gewärmt!"Wieso? Warum soll ich nicht heimgehen?"Na, habt Ihr denn nicht gehört, wie Euch Eure Frau die Lektion gelesen hat? Geht nur heim, sie wird Euch schön willkommen heißen!"Meine Frau?", sagte Clauert,Meine Frau sollte mir ein unnützes Wort geben? Das kann ich nicht glauben! Im Gegenteil, sie wird heut noch mit mir tanzen!" Das wollte nun keiner glauben, und so wetteten alle eine Tonne Bier gegen Clauert. Clauert nahm die Wette an, erbat sich zwei Zeugen aus der Mitte der Zecher und zog mit ihnen heim. Zu Haus versteckte er sie und ging in die Stube, in der sein Weib spinnend am Ofen saß. Clauert sagte kein Wort zu ihr, sondern sprang tanzend auf und ab, indem er zu seinem Tanzen sang:Und bin ich denn nicht Herr im Haus? Und bin ich denn nicht Herr im Haus?" Das ärgerte seine Frau gewaltig, zornig warf sie den Wocken hinter den Ofen, stemmte die Hände in die Seiten und tanzte hinter ihrem Manne her, indem sie sang:Und bist du denn nicht Narr im Haus? Und bist du denn nicht Narr im Haus?"

Als das die beiden Ratsherren sahen und hörten, fingen sie laut an zu lachen. Clauert aber ging still aus der Stube und ließ sein Weib daheim singen und tanzen, was es wollte. Indes saßen die Zecher beieinander und leerten die Tonne Bier, die Clauert gewonnen hatte.

Saß Clauert irgendwo beim Bier, so unterhielt er die Leute gern mit aufschneiderischen Lügengeschichten, wie sie jene Zeit ganz besonders liebte. Wir wollen zum Schluß auch eine Probe davon hören:

Als ich noch ein Kind war", so erzählte er,sah ich, daß unsere Nachbarskinder aus dem Walde kamen und Vögel nach Haus brachten, die sie ans den Nestern genommen hatten. Darum wollte ich auch einmal in den Wald gehen und Vogel­nester suchen. Als ich in den Wald kam, sah ich, wie ein kleines Vöglein aus einem Baum flog. Ich ging hinzu und fand ein so kleines Löchlein, daß ich kaum einen Finger hinein­stecken konnte. Als ich aber den Finger hineinsteckte, fiel ich mit dem ganzen Leibe hinterher in den Baum hinab. Da fand ich einen Teich, in dem gebratene Fische schwammen, und bei