Heft 
(1930) 1
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grabung vornimmt, geradezu ein Fieber in Erwartung dessen, was er wohl nun zu Tage fördern wird? Sind es die Ge­genstände an sich, die solches alles verursachen, oder ist es nicht vielmehr das, was hinter ihnen steckt, nämlich der Mensch, der alle diese Dinge mit seiner Hand gefertigt, der jene Gräber mit solcher Liebe und Sorgfalt, wie wir sie oft beobachten können, angelegt hat?

Die Antwort hierauf ist schon in der Fragestellung gegeben, es ist natürlich letzten Endes der Mensch selbst, der uns in seiner Entwicklung und seiner Lebensweise interessiert. Daß wir vor einem Gefäß oder vor einem schönen Bronzeschwert, einer kunstvollen Grabanlage oft mit bewunderndem Staunen uns fragen, wie es wohl möglich ist, daß der Mensch vor so und so viel tausend Jahren schon imstande war, etwas so Schönes oder so Kunstgerechtes zu schaffen, ist auch nicht das Haupt­interesse, das wir den vorgeschichtlichen Funden abgewinnen wollen. Hinter alle diesem steht etwas viel wichtigeres. Dieses mag in dem folgenden kurz angedeutet werden.

Als im achtzehnten Jahrhundert das Studium klassischer Kunst und Wissenschaft eine große Zahl von Anhängern fand, machte sich daneben, hauptsächlich dank der vielfachen Anregungen Herders, auch eine Strömung merkbar, die den Erscheinungen der näheren Heimat ihr Interesse zuwandte. Die für uns Märker wichtigste Arbeit dieser Art ist diehistorische Beschrei­bung der Kur- und Mark Brandenburg", von Bekmann aus 1751. Hierin fanden auch die bis dahin beobachteten vorge­schichtlichen Funde und Gräber eine eingehende Behandlung. Jedoch ist diese entsprechend der damaligen Geschichtsauffassung noch rein beschreibender Art. Inzwischen sind fast zweihundert Jahre verflossen, und beinahe ebenso lange hat es gebraucht, bis die Vorgeschichtswissenschaft auf den heutigen Stand kam. Jetzt fragen wir uns nicht nur, wie sahen die Gegenstände aus, sondern was erzählen sie uns über die Lebensweise, die Re­ligion, das Familienleben, die staatlichen Verhältnisse, über Handel und Verkehr des vorzeitlichen Menschen.

Bekanntlich unterscheidet man die drei großen Epochen der Menschheitenentwicklung: Stein-, Bronze- und Eisenzeit. Die Unterscheidung dieser drei Abschnitte lehrt uns, daß der Mensch, nachdem er ans die Erde gesetzt war, diese durchaus nicht gleich in ihrem ganzen Ausmaße beherrschte, sondern sie sich erst ganz allmählich untertan machte. Er nahm zunächst nur das auf, was er auf ihrer Oberfläche fand: Den Stein, den er als Waffe und Werkzeug benutzte, die Wurzel das wilde Obst des Waldes dienten ihm zur Nahrung, so wie er sie fand. Muscheln,