44
Schnecken, Wildpret und Fisch schufen die nötige Abwechselung auf seinem Speisezettel.
Aber schon während des letzten Abschnittes der Steinzeit, der sog. jüngeren Steinzeit, werden die Menschen seßhaft, vorher waren sie Nomaden. Damit beginnt Ackerbau und Viehzucht. Von diesem einschneidenden Ereignis unterrichten uns Funde zahlreicher Pflugscharen aus Stein, ferner Funde von Getreidekörnern, die man auf Herdstellen und in Tongefäßen, die aus jener Zeit stammen, gemacht hat. Die Seßhaftigkeit wurde die Grundlage für die primitivsten Staatsformen. Daß irgend ein Verband staatlicher Art bestanden haben muß, können wir aus den riesigen Grabanlagen schließen, wie sie ja auch die Prignitz z. B. im Hünengrab von Mellen aufzuweisen hat. Diese sind Massengräber, die oft hundert und mehr Skelette bergen. Man darf annehmen, daß hier die Angehörigen einer Sippe oder eines Stammes bestattet liegen. Höchst wahrscheinlich ist auch die gewaltige Anlage dieser Gräber durch ein Zusammenwirken des ganzen Stammes entstanden, insofern, als jeder zur Herbeischaffung der riesigen Steinblöcke beizutragen hatte. Wenn wir in späteren Zeiten riesige Steinhaufen über den Grabstätten aufgehäuft finden, so kann man wohl auch annehmen, daß jeder Stammesangehörige beim Zusammentragen dieser Steine mitgewirkt habe. Wissen wir doch noch aus dem Mittel- alter, daß es üblich war, daß jedes männliche Mitglied eines Stammes einen Stein auf das Grab seines Führers legte. — Manfred von Hohenstaufen. — Vielleicht ist sogar unsere heutige Sitte, drei Hände voll Erde dem Toten ins Grab zu werfen, noch ein Ueberrest des Brauches aus uralter Zeit.
Außer über die staatlichen Verhältnisse sind wir aber auch berechtigt, Schlüsse auf das religiöse Leben zu ziehen. Wenn dem Toten Gefäße mit in das Grab gestellt werden, so ist anzunehmen, daß diese, wie das heute noch auf dem Balkan oder bei wilden Völkern zu beobachten ist, mit Speisen und Getränken gefüllt waren. Das hat natürlich nur Sinn, wenn jene Menschen an ein Fortleben nach dem Tode glaubten. Die mitgegebenen Speisen und Getränke sollten dabei als Wegzehrung dienen. Die beigegebenen Waffen und Geräte sollten ihrem Eigentümer auch noch im Jenseits Dienste leisten. Gewisse Erscheinungen deuten auf einen Gestirndienst hin. Beigegebene Pferdeknochen und -Zähne lassen darauf schließen, daß das Pferd im Kult jener Zeiten eine Rolle spielte. Manches andere ließe sich noch über diesen Punkt sagen.
Wenn wir in einer Gegend etwa hier in der Prignitz Gegenstände finden, deren Herstellungsgebiet in ganz anderen
4