Gegenden gesucht werden muß, so sind wir zu dem Schlüsse berechtigt, daß in jenen Zeiten schon Handel getrieben wurde. Ganz besonders auffallend ist das beim Beginn der Bronzezeit zu beobachten, wo wir auch hier in unseren Gebieten gewisse Axt-, Dolch- und Ringtypen finden, die, wie Funde in anderen Gegenden und Ländern lehren, weit von hier hergestellt sein müssen. Denn gerade wie heute noch bestimmte Formen der Gefäße und Geräte an bestimmte Gegenden gebunden sind, wie wir aus volkskundlichen Studien wissen, so war das, wie die Funde beweisen, auch in der Vorzeit schon der Fall. Wenn wir nun englische, spanische oder ungarische Typen in unseren Gegenden oder umgekehrt hiesige Formen in anderen Ländern finden, so lehrt uns das, wie schon gesagt, daß ein weitgehender Handel und Verkehr unter den Völkern jener Zeit stattfand. Auch Salz, Bernstein und Felle werden in diesem Handel eine Rolle gespielt haben. Wissen wir doch aus der Römerzeit, daß germanische Frauen ihr Haar gegen Schmuck und Bronzegefäße aus Italien verhandelten. Andererseits dürfen wir aber auch annehmen, wenn wir Gebiete mit ganz geschlossenen und stilistisch einheitlichen Fnndkomplexen antreffeu, daß wir es hier sicherlich mit eng umrissenen Volkseinheiten zu tun haben. So dürfen wir für die Prignitz, die in den Hinterlassenschaften der Vorzeit eine starke Verwandtschaft, wenn nicht gar vollkommene Uebereinstimmung mit Mecklenburg und dem östlichen Hannover aufweist, annehmen, daß sie und die eben genannten Gebiete von der Steinzeit bis zur Zeit der Völkerwanderung, also etwa durch 3000 Jahre hindurch, von demselben Volke, vielleicht sogar von demselben Stamme bewohnt wurden.
Wenn wir auf weiten Strecken trotz eifrigsten Suchens gar keine vorgeschichtlichen Funde machen können, so dürfen wir annehmen, daß hier eine Lücke in der Besiedlung vorhanden war. Für die Prignitz gilt das z. B. von dem östlichen Streifen, jenen sandigen Gebieten, die sich von Zechlin nach Rheinsberg herunterziehen.
Caesar berichtet, daß die einzelnen germanischen Stämme weite Gebiete Waldes oder Oedlandes zwischen sich ließen, um feindlichen Einfällen vorzubeugen. Es wäre denkbar, daß wir, wo wir die erwähnten Fundlücken beobachten können, auf für die Vorzeit schon derartiges anzunehmen haben.
Schließlich sei noch gestattet, darauf hinzuweisen, daß die vorgeschichtliche Forschung auf der heute fortgeschrittenen Stufe es möglich macht, zur Ergänzung und Berichtigung der Quellen und Nachrichten aus frühgeschichtlicher Zeit beizutragen. Und dieses ist nicht der geringste Teil der Aufgabe, die sie zu er-