Heft 
(1930) 1
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zu machen Pflegen. Man könnte sie deswegen für prosaisch halten, doch gibt es gerade in diesem Lande auch Gegenden, die wunderbar reich an poesieerfüllter Schönheit sind. Dazu gehört, wenn man von Kyritz her hinter Stolpe die Wittstocker Chaussee befährt, der Blick auf die sich gleichlaufend mit der Chaussee bewegende Seenkette, die in Kyritz ihren Anfang nimmt und mit kurzen Unterbrechungen Io km nördlich ihr Ende erreicht.

Es ist in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gewesen, daß der Dichter Otto Roquette an einem schönen Sommersonnentage auch diese Straße entlangfuhr und den Blick auf den Obersee zwischen Stolpe und Karnzow genoß. Er kam aus Berlin, der damals schon aufstrebenden Großstadt und war froh, fern von der geräuschvollen Hauptstadt im Hause der Familie von Dallwitz in Tornow gastliche Aufnahme ge­funden zu haben. Und so überkam ihn beim Anblick der Pracht des märkischen Sommers der Drang zu einer poetischen Schöpfung. Die meisten wissen es nicht, daß er der Dichter des Liedes:Noch ist die blühende goldene Zeit" mit dem Refrain Noch sind die Tage der Rosen" gewesen ist. Und wenn wir vorhin von dem Mangel an Poesie sprachen, der die Prignitz und seine Bewohner auszeichnet, so verlohnt es sich, heute daran zu erinnern, daß es einmal eine Zeit gegeben hat, wo die Schönheit der Prignitzer Landschaft die Geburtsstunde eines der stimmungsvollsten Lieder der Gegenwart geworden ist. Aber wir können noch eine Rechtfertigung der Neuzeit damit verbinden, denn als 60 Jahre nach der Entstehung dieses Liedes der Besitzer des Rittergutes Tornow diese Straße entlangfuhr, überkarn auch ihn die Poesie der Stunde und er reichte trotz seiner 57 Jahre der jugendlichen Hanni von Ditfurth die Hand zuni Bunde für's Leben an derselben Stelle, an der Otto Roquette die Tage der Rosen besungen hatte.

Sensationelle Ausgrabungen.

Als Rundfunk-Vortrag gehalten von Dr. Lechler im Nordischen Rundfunk.

Nachrichten über sensationelle Ausgrabungen kommen gar nicht so selten zu uns, aber dann meist aus Italien, Aegypten oder vom Euphrat und Tigris. Kein Wunder, denn