Sie wurden von Schülern, die zu zweien vom Rektor ausgeschickt wurden, eingeladen; niemand durste übergangen werden.
Meistens ging dem „Aktus" die Verteilung des Majoren- geldes voraus. Die Armen versammelten sich um 8 Uhr im Rathaus; um 10 Uhr begann dann die Feier in der Schule, es wurden in der Regel 30—40 Gedichte aufgesagt. Manchmal sagten größere Knaben auch Selbstgedichtetes auf. Seit dem 16. Juli 1840 wurde dabei eine Gedächnisformel verlesen, die also lautete:
„Dieser Aktus ist eine Gedächtnisfeier eines besonderen Wohltäters der Stadt Pritzwalk. Es ist der weiland Kgl. preuß. Major von Kaphengst aus dem Hause Bresch bei Perleberg, der zu Anfang des 18. Jahrh. hier in Garnison stand. Nur wenig hat uns die Geschichte aus dem Leben dieses Edlen überliefert, aber genug, um freudig dieses Opfer der Dankbarkeit darzubringen. Er hat sich nämlich das seltene Verdienst um unsere Stadt erworben, daß er ihr im J ihre 1724 ein Legat von 1000 Talern ausgesetzt hat, damit in den Zinsen daraus ihren Armen alljährlich an seinem Todestage, welcher der 16. Juli wurde, eine Unterstützung zufließen möchte."
Gehalten von Hermann Garnatz.
Viele Bürger Pritzwalks haben als Schüler diese Formel so oft gehört, daß sie sie ganz oder teilweise auswendig wissen^ so lebt Kaphengst wenigstens in den Schülererinnerungen vieler Bürger fort.
Heute ist der Tag der Feier der letzte Schultag vor den großen Ferien. Die Gedächtnissormel wird verlesen, einige Knaben sagen Gedichte auf und der Chor singt Lieder. Im Anschluß an die Gedächtnisrede erhalten einige Knaben, die sich durch Wohlverhalten und Fleiß ausgezeichnet haben, Bibeln.
Käte Siebert.