Heft 
(1930) 1
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Ungefähr in der Mitte der Anlage wurde ein 9 Quadratmeter großer Platz aus fester undurchgrabener Erde freigelegt. Der Boden des Platzes enthielt keine Scherben. Am östlichen Ende des Platzes st and ein großer Findlings st ein aus feinkörnigem roten Granit, ein in dortiger Gegend immer­hin seltenes Vorkommen. Der Stein ist 75 cm lang und bis 60 cm breit. Er ist 76 cm hoch und spitzt sich nach unten zu. Oben weist er eine flache, ovale, natürliche Mulde auf (mit einem großen Durchmesser von 33 cm). Durch diese Mulde zieht sich eine etwa 30 cm lange, in ihrer Mitte 4 cm breite und 1,5 cm tiefe Rinne, die nach der Steinmitte hin sich vertieft und nach ihrer Tiefenlinie hin sich seitlich abschrägt. Diese Rinne scheint künstlich eingemeißelt zu fein. Die Oberfläche des Steines lag 25 cm unter der heutigen Bodenlinie. Als man den Stein weggewälzt hatte, zeigte sich, daß der Boden um den Standort des Steines herum mit Resten von Holzkohle angefüllt war. Zwischen den Kohlen­resten fanden sich einige Schmelzkügelchen von Bronze und Teile eines zerschmolzenen Bronzesiebes (ähnlich dem Siebe aus Grab 27), aber keine Scherben oder Knochen. Das Vor­handensein des zwischen den Gräbern absichtlich von Beisetzungen freigelassenen Platzes inmitten des Friedhofes, die Behandlung der Oberfläche des Steines und die örtliche Begrenzung der Holzkohlenreste auf die unmittelbare Umgebung des Steines machen es sehr wahrscheinlich, daß wir es mit einem Opfer- stein2) zu tun haben, auf dem man auf geweihtem Platze den Toten Opfer darbrachte. Im nördlichsten (ältesten?) Teile des Gräberfeldes lag die Verbrennungsstätte, die noch vollkommen unberührt war. Der Verbrennungsplatz bestand aus einem 6,5 m langem und 2,75 m breitem Steinpflaster, das 40 cm unter der heutigen Erdoberfläche, 20 cm unter der Humusschicht lag. Zwischen den Steinen fanden sich Knochen­splitterchen, Asche und geringfügige Reste von Holzkohle. Die Steine selbst waren ganz schwarz. Sie waren angebrannt, aber nicht sehr mürbe, so daß die Stätte nach ihrer letzten Pflasterung nicht mehr sehr oft benutzt worden sein kann. Die Erde um die Steinpackung herum zeigte nur einige, wenig zahlreiche Knochensplitter, aber keine Holzkohle. Um die Ver­brennungsstätte herum erwies sich die Erde außerdem in etwa 23 m Breite als undurchgraben. Es ist möglich, daß es

2) Siehe Artikel Dr. LechlerVon Bäumen und Steinen" und Eddustrophe.