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richten und die Kampfestage, die Paul Quente dort durchmachte, noch einmal durchleben.
Am 18. September waren die Gardeschützen, bei denen Quente als Vizefeldwebel diente, zur Ablösung der Mecklen- lenburger Jäger aus dem Hartmannsweiler Kopf in Stellung gegangen. Sie kamen aus dem lieblichen Ensisheim, in dem sie vier herrliche Erholungswochen gehabt hatten. Zahlreiche Zeichnungen hatte Quente, der einmal schrieb „es ist herrlich, Maler und Soldat zu sein", dort angefertigt und heimgeschickt. Die alten, schmalen, hochgiebeligen Häuser, mit ihren vorgelagerten kleinen Treppenaufgängen reizten immer wieder seinen Künstlerblick. Anders waren die Eindrücke, die ihn auf dem Bergesgipfel erwarteten. Auch von dort sandte er Zeichnungen heim. Weit, herrlich ist der Blick in die Ferne, aber in der Nähe ist alles gespenstische Zerstörung. Hier und da ragt noch ein kahler, zerfetzter Baumstrunk empor, sonst ist alles um und um gestürzt von dem vernichtenden Trommelfeuer, von hüben und drüben. Hören wir die Schilderung von Gustav Goes:
„Wie eine nackte, kahle, von Wettern geschlagene Insel, ragt die Kuppel aus dem Meer der Vogesenwälder empor; zersplitterte Baumstrünke als letztes, schauerliches Zeichen vernichtenden Lebens stachen in den herbstlich grauen Abendhimmel, plötzlich verschwindend in aufquellendem Rauch, von glühenden Eisenstücken umzischt, dann wieder dastehend, schwarz verkohlt, vielzackig wie Runen, die furchtbares Schicksal in ihren geheimnisvollen Zeichen bargen."
Verhältnismäßig ruhige Wochen waren die ersten Wochen für die Gardeschützen, obwohl es nie an Versuchen der Gegner fehlte, die wichtigen Grabenstücke zurückzugewinnen, obwohl es keine Stunde gab, in der der Tod nicht drohend durch ihre Reihen ging, nach neuen Opfern blickend. Dann aber ergab sich die Notwendigkeit, von unserer Seite aus einen Vorstoß durchzusühren, nicht um der Lage am Hartmannsweiler Kopf willen, sondern um der bedrohten Westfront durch Bindung starker Kräfte Entlastung zu schaffen. Das Ziel wurde mit außerordentlich blutigen Opfern erreicht. In den Tagen vorher waren schwierige Patrouillengänge notwendig, um die Besetzung der feindlichen Gräben festzustellen, und um Drahthindernisse weiter vorzutragen. Bei der ungemeinen Nähe der Gräben — sie lagen nur 10—16 Meter entfernt — ein Beginnen von außerordentlicher Gefahr. Am 9. und am 11. Oktober übernimmt Paul Quente diese Patrouillengänge und kann die ihm gewordenen Aufträge erfüllen, vor allen Dingen die Drahthindernisse einige Meter weiter vor aufbauen. Auch pirscht er