Heft 
(1930) 1
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sich bis zu einer feindlichen Blockhütte vor, in der eine Kiste mit Weißbrot steht, von dem er ein Brötchen mitnimmt. Sein Kompagnieführer nannte den Pntrouillengang schneidig. Dann naht der 15. Oktober, der für den Angriff bestimmt ist. Um 6 Uhr erfolgt das Zeichen zum Sturm. Aus den deutschen Gräben brechen die Angreifer. Aber der Feind ist nicht un­vorbereitet. Maschinengewehre schicken ihre Salven, Schwer­granaten zischen über die Kuppe. Der Vizefelowebel Quente ist mit seinem Zug frontal angesetzt, sie stürmen mitten hinein in das wohlgezielte Feuer, das sie empfängt. Paul Quente fällt, mit ihm mehrere seiner Schützen. Es ist ihm nicht ver­gönnt, den Erfolg des Tages zu sehen. Er hat nun sein Leben darbringen können, wie er es schon auf den Patrouillengängen tat. Diesmal ist es angenommen worden. Ueber der Stelle wo er mit den Seinen fiel, platzten die Granaten, seine Leiche ist nie gefunden, hat nie geborgen werden können.

Goes schreibt: Durch den Vorstoß aus die Kuppe des H. K. waren unzweifelhaft starke Kräfte des Gegners gebunden worden, sodaß die Opfer nicht umsonst gebracht waren.

Am 18. Oktober wurden die Gardeschützen von den Garde­jägern abgelöst. Für den Winter standen den Truppen noch schwere Kämpfe bevor, bis im Jahre 16 dieses kleine Stück des Weltringens sich zu beruhigen begann und bis zum Kriegs­ende kaum mehr Erwähnung in den Heeresberichten fand.

Als Paul Quente von dem umstrittenen Berg zum ersten­mal in das noch von keinem Feindesfuß berührte deutsche Land geschaut hatte, da war ihm in tiefer seelischer Erschütterung be­wußt geworden, welche heilige Aufgabe dem Soldaten zuteil geworden ist, der die Heimat mit ihren Hilflosen, den Kindern, Frauen und Greisen, zu schützen hat, die sich auf ihn, auf seinen Opferwillen und seine Todesbereitschaft verlassen. Er brachte seine Opfer, schlicht wie alle jene Hunderttausende in Ost und West. Und er wußte, daß er es für die Heimat brachte, auch für jene Heimat im Norden, der seine Liebe und seine Arbeit gegolten hatte.

Was er uns in der Heimat geschaffen, das Heimatmuseum Heiligengrabe, es lebt weiter. Und es liegt wie ein Segen darüber, denn trotz schwerer Zeiten hat es seine innere Wachs­tumskraft bewahrt. Es ist noch ganz sein Werk. Jeder Be­sucher, den die klare Ordnung, die lebendige Sprache dieser Sammlungen erfreut, wird von dem Geist dessen berührt, der es schuf. Er ist nicht nur für die Heimat gestorben, er hat auch für sie gelebt.