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begonnen. Dabei stießen die Arbeiter auf Scherben und Knochen. Herr Lehrer Hardefeldt (Bantikow) benachrichtigte in freundlichster Weise das Heimatmuseum Heiligengrabe, und der Pächter stellte die angefangene Arbeit dankenswerterweise ein. So konnte schon wenige Tage darauf unter hilfreicher Mitwirkung von Herrn Lehrer Hardefeldt, Herrn Lehrer Richter (Heiligengrabe) und Herrn Lehrer Müller (Falkenhagen), dessen Spezialgebiet die Wendenzeit unserer Heimat ist, eine eingehende Untersuchung der Fundstelle vorgenommen werden. Es handelt sich um eine wendische Wohngrube, die sich in den Jnnenrand des nach Osten zu gelegenen — nach Bantikow gerichteten — Wallstückes der Insel einfügt. Die Erde zeigt überall den tiefschwarzen, fetten Humusboden, der von ehemaligen menschlichen Wohnstätten Kunde gibt. Schon in 50 Zentimeter Tiefe fand sich eine aus kleingeschlagenen Steinen bestehende Schicht, zweifellos eine Pflasterung der Wohngrube, wie solche auch in dem benachbarten Mecklenburg zu wiederholten Malen festgestellt worden ist. Ein glücklicher Zufall wollte es, daß sich in dem kleinen Stück, das bei der Aushebung der Eisgrube unversehrt geblieben war, der Herd befand, eine runde von ansteigenden Steinen gebildete Platte, die dicht mit hartgebranntem Lehm verstrichen war. Auf dieser Lehmschicht fanden sich noch zerbrochene Bodenstücke eines Gesäßes. Die dunkle Humusschicht setzte sich unter der Pflasterung bis zn einer Tiefe von 1,10 Metern fort. In dieser Tiefe war der Boden durch gestampften Lehm, der mit kleinen Steinen durchsetzt war, gefestigt. Es möchte sich aus diesem Befunde ergeben, daß hier zweimal an derselben Stelle eine Wohngrube errichtet wurde. Bei dem engen Raum, der den Siedlern zur Verfügung stand, ist es auch sehr wahrscheinlich, daß, wenn etwa die erste Hütte abgebrannt war, darüber eine neue errichtet wurde. Zeitlich weit getrennt können sie auf keinen Fall voneinander gewesen sein; denn das sehr reichlich vorhandene Scherbenmaterial, das die ganze Erdschicht von der Oberfläche an bis zum gewachsenen Boden durchsetzte, gehört durchweg der sogenannten späten Wendenzeit von 1000 bis 1200 n. Ehr. an. Da ein großer Teil der Grube durch die vorhergegangenen Ausschachtungsarbeiten schon zerstört war, ließ sich ihr Umfang und ihre Anlage nicht mehr feststellen. Doch ist Wohl anzunehmen, daß sie — wie die Wohngruben in Mecklenburg — ruud war und ihr Durchmesser wenige Meter nicht überschritt. Das sehr reiche Scherben- und Knochenmaterial ist in das Museum Heiligengrabe überführt und wird dort eingehend geprüft werden.