Heft 
(1930) 1
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Joachimshof 6.

Beim Abtragen einer kleiner sandigen Erhöhung im Acker, die zum Aufschütten eines Dammes verwendet werden sollte, stießen Arbeiter auf Urnenscherben. Zuerst achteten sie nicht darauf, als aber die Funde sich wiederholten, erstatteten sie Meldung. Durch den Herrn Kreisbaumeister von Flitschen, wurde daraufhin das Heimatmuseum Heiligengrabe benach­richtigt. Am Tage bevor eine eingehende Untersuchung der Fundstelle vom Museum aus vor sich gehen konnte hatte sich leider folgendes begeben: vier wohlerhaltene, von den Arbeitern mit Sorgfalt geborgene und in Sand gepackte Urnen waren von Schulkindern, die unbeaufsichtigt die Grabungsstelle be­suchten, aufgestöbert und mitgeschleppt worden. Da die Last der mit Erde und Knochen gefüllten Urnen ihnen zu schwer wurde, warfen sie sie auf die Landstraße, wo sie von vor­überfahrenden Fuhrwerken unrettbar zerstört wurden. Es sei dies hier zur Warnung mitgeteilt. Kinder sollten niemals ohne Aufsicht des Lehrers an solche Fundstätten geschickt werden. Ohne besondere Belehrung oder Anweisung werden sie in den altenPötten" nichts Ehrwürdiges sehen, sondern ihr Spiel damit treiben. Damit aber gehen in jedem Fall unersetzbare Werte für die Heimatkunde verloren.

Der Befund an der Arbeitsstelle war nun folgender: die Urnen standen in einer Durchschnittstiefe von 4060 cm in reinem Sand. Soweit es sich nach den noch von mir selber freigelegten Urnen beurteilen ließ und auch nach den Aussagen der Arbeiter standen sie in kleinen Gemeinschaften von je 2 Stück zusammen, und die einzelnen Gruppen waren vonein­ander durch verhältnismäßig größere Entfernung getrennt. Bemerkenswert war, daß in solchen Gruppenbeisetzungen immer nur eine der Urnen auf dicker, schwarzer Brandschicht stand, die andere aber in reinem Sande. Ferner war für unsere Prignitzer Verhältnisse merkwürdig, daß jede Steinsetzung völlig fehlte. Diese Beisetzung ohne Steinschutz kennen wir aber bei uns erst in kaiserzeitlichen Gräberfeldern, frühestens in der Latenezeit. Das Gräberfeld von Joachimshof ist aber nach der Form seiner Gefäße in die Uebergangszeit zwischen Bronze- und ältester Eisenzeit zu fetzen, also in einen Zeitraum der sich bei uns durch besonders mächtigen Steinschutz auszu­zeichnen Pflegt. Als Grund für diese Erscheinung bietet sich die Tatsache an, daß die Gegend bei Joachimshof ungemein steinorm ist. Nur zweimal wurde bei der ganzen Grabung das Vorkommen von Steinen beobachtet. Am ersten Grabungs-